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Das Kulturamt kehrt zurück

Das Kulturamt kehrt zurück
Sarah Müssig, designierte Leiterin des neuen Konstanzer Kulturamts | © Archiv

Vor zehn Jahre wurde unter grossem Getöse das Kulturamt der Stadt Konstanz aufgelöst. Jetzt wird es wieder neu aufgebaut. Das Ziel: eine stärkere Profilierung als Kulturstadt

Von Michael Lünstroth

Ein Kulturamt sei nicht mehr zeitgemäss und entspreche nicht den Erfordernissen der heutigen Kulturwelt. So hiess es noch vor zehn Jahren in Konstanz. Inzwischen ist alles wieder anders. Die Stadt hat das Gefühl, doch wieder ein Kulturamt ganz gut gebrauchen zu können. Und so wird ein schon für überflüssig erachtetes Amt ab August 2017 ein Comeback feiern. Sarah Müssig, bisher Leiterin des städtischen Kulturbüros, wird dann die Chefin des neuen Amts. Auf Nachfrage sagt sie zu ihrer neuen Aufgabe: "Die Umorganisation des Kulturbüro in ein Kulturamt ab dem 1. August 2017 ist für die Konstanzer Kulturlandschaft eine grosse Bereicherung, da der Bereich der freien Kultur, aber auch die konzeptionelle und strategische Gesamtausrichtung der Kultur damit einen neuen Stellenwert bekommt. Neben den Museen, der Südwestdeutschen Philharmonie und dem Theater steht das Kulturamt nun gleichberechtigt als vierte Säule neben diesen etablierten Einrichtungen. Zur Umsetzung der neuen Aufgaben bekommen wir 1,5 Stellenanteile hinzu (momentan 3,5 Stellenanteile)."

Inwieweit das neue Kulturamt tatsächlich auf Augenhöhe mit den etablierten städtischen Einrichtungen stehen wird, dazu gibt es durchaus unterschiedliche Meinungen. Zumindest finanziell sind die Bereiche noch längst nicht gleichberechtigt. Während Millionenbeträge in Stadttheater, Museen und Philharmonie fliessen, muss die freie Kultur mit deutlich geringeren Summen auskommen. Sarah Müssig sieht hierin nicht zwingend einen Nachteil: "Natürlich hat die freie Kultur ein ganz anderes Budget, was aber auch in der Natur der Sache liegt – schliesslich arbeiten wir in ganz anderen Strukturen, also mit einem kleinen Apparat. Konzeption und Strategie wird aber nicht durch Geld entschieden und die Chancen die wir nun aufgrund des Amtes haben – nämlich auf Augenhöhe wahrgenommen zu werden, sind deutlich besser als zuvor."

Zeitgenössische Kunst soll stärker in den Fokus

Zu den neuen Aufgaben gehört auch: Die Bespielung des „BildungsTurm" im Herzen der Stadt obliegt künftig dem Kulturamt, bisher lag dies beim Amt für Schulen, Bildung und Wissenschaft. Dieses Amt wird es in seiner bisherigen Form nicht mehr geben. Zum Konzept erklärt Müssig: "Hierfür wird gerade mit den anderen städtischen Kunstschaffenden ein neues Konzept erarbeitet, welches als Ergänzung zu dem bereits bestehenden gesehen werden soll. Der Schwerpunkt soll im Bereich der Fotografie, der Graphik und auch der angewandten, vor allem zeitgenössischen Kunst liegen. Für den Turm soll auch ein neuer Namen gesucht werden. In 2018 soll er zudem barrierefrei werden, weswegen eine längere Umbauphase von Nöten sei. Ebenfalls neu ist: Zusätzlich wird das Kulturamt als weiteren neuen Schwerpunkt die kulturelle Bildung bekommen, welche bisher beim Schulamt angegliedert war.

Ausgeschrieben war die Leitungsstelle im neuen Kulturamt übrigens nicht. Das liege daran, dass die Aufgaben des neuen Kulturamts mit denen des bisherigen Kulturbüros identisch seien, erklärt Sarah Müssig: "Wir machen die gleichen Aufgaben weiter wie bisher, nur in einer anderen Struktur und übernehmen Bereiche die ganz klar der Kultur zugeteilt werden."

Die Überlegungen zu einer Wiedereinrichtung des Kulturamts laufen in der Konzilstadt schon länger. Eine externe Kulturanalyse hatte unter anderem als Ergebnis, dass für eine stärkere Profilierung der Stadt als Kulturstadt ein Kulturamt notwendig sei. Und: Zwar biete die Stadt für ihre Grösse ein vielfältiges kulturelles Angebot. Um sich aber auch in Zukunft in der Konkurrenz mit Städten wie St. Gallen, Friedrichshafen oder Bregenz behaupten zu können, brauche es neue Strukturen und teilweise auch neue Inhalte. Nach Vorstellung der Analyseautoren soll das neue Kulturamt als eine Art Kultur-Aussenministerium wirken, Impulsgeber nach innen und verantwortlich für die strategisch-konzeptionelle Planung der Kulturausrichtung sein. Eine der Aufgaben eines solchen Amtes sollte demnach sein: „Die freie Kultur, einschliesslich Cross-Over-Formate, stellt künftig neben dem Theater, den Museen und der Philharmonie eine vierte Säule der Konstanzer Kultur dar."

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