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Bach zieht hier alle Register

Bach zieht hier alle Register
"Die Kartause ist natürlich ein sehr spezieller Ort": Star-Geigerin Isabelle Faust im Interview mit Thurgaukultur.ch. Sie ist künstlerische Leiterin bei den diesjährigen Ittinger Pfingstkonzerten | © Felix Broede

Isabelle Faust ist längst ein Star in der Klassik-Szene. Im Juni ist die Geigerin künstlerische Leiterin der Ittinger Pfingstkonzerte. Im Interview spricht sie über ihre Ideen, ihren Karriereweg und gibt jungen Musikern einen ganz speziellen Rat

Frau Faust, Sie sind künstlerische Leiterin der diesjährigen Ittinger Pfingstkonzerte. Was macht so eine künstlerische Leiterin eigentlich?

Man macht eine Liste der Stücke, die man am liebsten spielen und hören möchte, und eine der Musikerfreunde, ohne die man sich ein Pfingst-Musik-Wochenende nicht vorstellen mag, und dann fängt man an zu verknüpfen, zu fantasieren, zu verwerfen, rote Fäden zu bilden und so weiter. Das ist ein ziemliches Jonglieren und Ausklamüsern, wenn es darum geht, alles und alle unter einen Hut zu bekommen. Aber schlussendlich steht dann doch ein ganz stattliches Programm. Dann kann man nur noch hoffen, dass alle Lust und Zeit haben...

Die Brandenburgischen Konzerte von Johann Sebastian Bach sind dieses Jahr im Zentrum der Konzerte. Wie kam es zu der Setzung?

Die Brandenburgischen Konzerte haben sich aus verschiedenen Gründen angeboten. Ich habe Ittingen mit Bach kennengelernt, als ich dort alle Sonaten und Partiten aufgeführt habe. Bach war dann auch sofort beim ersten Nachdenken eine Leitidee. Und gerade die "Brandenburgischen" eignen sich natürlich besonders gut, um unterschiedlichste Kammermusikkombinationen auch in etwas grösserem Rahmen zu präsentieren. Zudem bin ich in der nächsten Zeit sehr viel mit Akamus (die Akademie für Alte Musik Berlin) unterwegs und habe mir sehr gewünscht, dieses wunderbare Ensemble mit einem gewichtigen Programmteil mit dabei zu haben.

Was mögen Sie persönlich an diesen Werken?

Es sind mit die schönsten und abwechslungsreichsten Werke im kammermusikalischen Bereich, die uns Bach geschenkt hat! Unglaublich strahlend, festlich, dynamisch und erhaben und dann wieder sehr intim, im besten Sinne "für die Kammer" geschrieben, bringen diese Werke mit immer neuer Besetzung ganz unterschiedliche Klangfarben, manchmal dunkler gefärbt mit Betonung auf Bratschen und Bass, dann wieder hell leuchtend dank der Trompete, Bach zieht hier alle Register.

Sie haben in Ihrer Karriere schon früh Auszeichnungen erhalten - war das für Ihren weiteren Weg Bürde oder Ansporn?

Das war sicher mehr ermutigend als erdrückend. Ich habe zwar tatsächlich früh angefangen, und besonders der Mozart-Preis mit 15 Jahren war ein bahnbrechendes Ereignis für mich, aber nicht so sehr im Sinne einer über mich hereinbrechenden Megakarriere sondern eher im Sinne einer öffentlichen Bestätigung und einer sich öffnenden Perspektive für eine tatsächlich mögliche Laufbahn als Geigerin und Solistin.

Hätten Sie nach dem Gewinn des Leopold-Mozart-Wettbewerbs 1987 gedacht, dass Ihre Karriere mal so verlaufen könnte, wie sie es nun ist?

Ich habe mir 1987 keine Gedanken gemacht, wie weit das alles eventuell noch führen könnte. Ich war einfach glücklich, dass ein paar angesehene internationale Musiker mich offensichtlich talentiert genug fanden, um mir diese Auszeichnung zu verleihen und damit den Weg zu weisen in Richtung professionelle Musiker-Laufbahn. Ich hatte natürlich gehofft, dass ich mein Leben mit Musik verbringen würde, aber so genau wusste ich damals noch nicht, wo ich eigentlich stand. Der Mozart-Preis hat mir da die nötige Sicherheit und Überzeugung mitgegeben.

Wenn Sie jungen Musikern einen Rat mit auf den Weg geben könnten, wie lautete der?

Wichtig finde ich, nie zu vergessen, warum man unbedingt Musiker werden wollten, auch wenn der Musikbetrieb ein harter und für viele manchmal sicher frustrierender sein kann. Aber was uns Musik bedeutet, was Musik vermag, das sollte nie in den Hintergrund treten. Viel Kammermusik zu spielen ist das beste Mittel, da immer wieder direkt an der Quelle "aufzutanken".

Noch mal kurz zurück nach Ittingen - spüren Sie dort eine besondere Atmosphäre?

Ich war ja erst einmal in Ittingen, aber es hat mir sofort sehr gefallen. Die Kartause ist natürlich ein sehr spezieller Ort. Die Besucher werden hier ohne Mühe in Musik abtauchen können, sich ihren eigenen Kosmos kreieren und ein Pfingstwochenende lang einfach nur Musik geniessen. Wenn dann noch das Wetter schön sein sollte, wird es sicher ein Fest für alle Sinne!

Gibt es ein Konzert auf das Sie sich besonders freuen?

Für mich fühlt es sich so an, als ginge es um ein einziges grosses, grosses Konzert! Und auf das freue ich mich sehr!

Fragen: Michael Lünstroth

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Mehr zum Programm der Ittinger Pfingstkonzerte gibt es hier: http://www.thurgaukultur.ch/magazin/3062/ 

Mehr über Isabelle Faust und ihre Biographie gibt es hier: http://www.impresariat-simmenauer.de/Artists/IsabelleFaust/biography-de.html 

Weiterhören

Der helle Klang: Die Geigerin Isabelle Faust und ihre Stradivari: Beitrag von SRF2-Kultur über Isabelle Faust


Bericht von SWR 2 über Isabelle Faust vom 27.Juli 2016


 

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Isabelle Faust spielt Bachs Sonate Nummer 3


Isabelle Faust und Alexander Melnikov spielen Beethoven


Beitrag des Norddeutschen Rundfunks (NDR) über Isabelle Faust (Juli 2015)


Beitrag der ARD-Sendung Titel, Thesen, Temperamente (April 2012)


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