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von Inka Grabowsky, 05.05.2023

Doppelausstellung mit Bezug

Doppelausstellung mit Bezug
Museumsdirektor Landert ist froh über die Bereicherung der Sammlung | © Inka Grabowsky

Im Kunstmuseum Thurgau lassen sich derzeit Werke von Peter Somm und von Adolf Dietrich bewundern – und die beiden Maler haben mehr gemeinsam als nur ihre Thurgauer Herkunft. Vernissage ist am 7. Mai. (Lesezeit: ca. 3 Minuten)

17 Zeichnungen und Bilder von Adolf Dietrich ergänzen seit vergangenem Jahr die ohnehin schon bedeutende Sammlung des Kunstmuseums von Werken des Berlinger Malers.

Zur Verfügung gestellt hat sie die «Adolf-Dietrich-Stiftung», die der Künstler Peter Somm 2015 ins Leben gerufen hatte. «Er wollte erreichen, dass die Bilder für die Öffentlichkeit zugänglich bleiben und erforscht werden können», erklärt Museumsdirektor Markus Landert, «doch für eine Privatmuseum waren es zu wenig Werke und um eigene Ausstellungen zu organisieren, braucht man Zeit, Geld und eine Trägerschaft.»

Somm bot also seine Sammlung dem Kanton an, was dieser gerne akzeptierte. Nun ist das Kunstmuseum in der glücklichen Lage, neue Aspekte des Schaffens von Dietrich zeigen zu können.

Vorher-Nachher Vergleiche

«Die Winterbilder bereichern unsere Sammlung extrem», freut sich Landert. «Und so ein perfektes Beispiel für Dietrichs ‹Neue Sachlichkeit› wie die Kürbisse von 1927 hatten wir bislang gar nicht.» Neu im Kunstmuseum ist auch ein Gemälde eines Geburtstagsstrausses aus dem Jahr 1927.

 Exakte Recherche machte die Leuchtkraft der Somm-Bilder möglich

Exakte Recherche machte die Leuchtkraft der Somm-Bilder möglich. Bild: Inka Grabowsky

 

Schon bisher im Bestand war die Kopie davon, die Dietrich 1956 anfertigte, weil das Original verkauft werden sollte. Sogar das Kopierpapier, das er für diese Arbeit brauchte, ist ausgestellt. Die Stiftung schenkte dem Museum ausserdem das Bild eines blühenden Weihnachtskaktus von 1937. «Bei uns im Keller haben wir die Vorzeichnung dafür gefunden», so Landert.

400 Werke von Somm

Gleichzeitig mit der Schenkung der Adolf-Dietrich-Stiftung übergab Peter Somm 400 seiner eigenen Werke an das Museum. Der Sulgener war der Kartause Ittingen immer verbunden geblieben, auch wenn er sich in Bern  niedergelassen hatte. «1988 hat er hier zwei Monate in einer Mönchszelle verbracht, um kreativ sein zu können», erzählt der Museumsdirektor, der selbst 1993 sein Amt übernommen hatte. «Wir haben vergangenes Jahr gemeinsam überlegt, welche Bilder sein Schaffen am besten repräsentieren», so Landert.

Markus Landert ist von der Wirkung von Somms Technik fasziniert.
Markus Landert ist von der Wirkung von Somms Technik fasziniert. Bild: Inka Grabowsky

 

«Da Peter Somm seit den späten achtziger Jahren immer wieder das gleiche Thema variiert, darf man nicht zu viele Gemälde auf einmal zeigen.» Die nun für die Ausstellung getroffenen Auswahl von rund achtzig Bildern umfasst auch Werke, bei denen man genauer hinschauen muss, um etwas zu erkennen. Somm malte gelegentlich Schwarz auf fast Schwarz oder Weiss auf fast Weiss. «Hier entzieht sich das Bild der Sichtbarkeit. Malerei wird spirituell. Schon deshalb passen diese Motive ideal in die Kartause.» Im Februar 2023 starb der Künstler im Alter von 83 Jahren.

Blick in das Labor

Um zu verstehen, wie die Wirkung der typischen Somm-Bilder entsteht, kann das Museum auf Skizzen und Recherchen des Künstlers zurückgreifen. «Es ist nur Farbe auf Leinwand, und doch sind wir Betrachter überzeugt, Licht zu sehen», erklärt Markus Landert den Titel der Ausstellung «Wenn Farben Licht werden.» Ermöglicht wird der Effekt durch bis zu 17 feine Farbabstufungen von hell zu dunkel.

«Es ist nur Farbe auf Leinwand, und doch sind wir Betrachter überzeugt, Licht zu sehen.»

Markus Landert

Im Laufe der Zeit hat Somm seine Technik mit Akribie vorangetrieben. Die grossformatigen Acrylbilder malte er auf dem Boden, von innen nach aussen, wobei er Flächen abklebte, um exakt arbeiten zu können. Später wendete er sich Aquarellen zu, weil sie etwas weniger anstrengend zu fertigen sind. «Sie sind freihändig gemalt – der kleinste Fehler würde die Wirkung zerstören», meint Landert bewundernd. «Wir präsentieren sie bewusst ohne Rahmen, weil wir die Fragilität des Papiers zeigen und eine unmittelbare Wirkung erlebbar machen wollen.»

Erhellend sind ebenfalls die Frühwerke des Autodidakten, der seinen Lebensunterhalt bis zur Pensionierung als Anästhesist verdient hatte. Die Ausstellungsbesucher können den Weg mitverfolgen, der ihn zur präzisen Geometrie führte. Er selbst beginnt sein Werkverzeichnis 1969 mit einer «Rechtwinkel-Komposition», die er in Zürich ausstellen konnte

Gemeinsamkeiten bei allen Unterschieden

Als Adolf Dietrich 1957 starb, war Somm erst 17 Jahre alt. Sein Thema – Strahlen, Kreise, Quadrate – könnte kaum weiter von der Naiven Kunst entfernt sein, mit der Dietrich Erfolg hatte. Trotzdem war Peter Somm vom Berlinger Künstler fasziniert.

«Sie sind beide Autodidakten», so Markus Landert. «Und sie beide arbeiten geradezu pedantisch, fast pingelig an ihren Werken.» Wichtiger für die Betrachter der Bilder ist wohl die Wirkung, die von ihnen ausgeht: «Unsere Doppelausstellung befriedigt zwei grundlegende Bedürfnisse: das nach einem schönen, idyllischen Bild und das nach hohem ästhetischem Wert.»

 

«Kostbarkeiten von Adolf Dietrich» und «Peter Somm ─ Wenn Farben Licht werden»

Vom 7. Mai bis 17. September 2023 im Kunstmuseum Thurgau


Sonntag, 7. Mai 2023, 11.30 Uhr

Doppelvernissage

 

Samstag, 13. Mai, 8.45 bis 17 Uhr

Grosse Fussreise – Auf den Spuren von Adolf Dietrich

Details unter www.kunstmuseum.tg.ch,
Anmeldung erforderlich: sekretariat.kunstmuseum@tg.ch

 

Sonntag, 4. Juni, 30. Juli, 19. September, jeweils 15 Uhr

Öffentliche Sonntagsführungen

 

Mittwoch, 7. Juni, 14 bis 16 Uhr

Kinderworkshop: Kaninchen, Vögel und Blumen haargenau gezeichnet, für Kinder von 6 bis 10 Jahre

 

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