von Michael Lünstroth・Redaktionsleiter, 13.01.2020
In Gedanken ganz bei mir
Wenn jeder an sich denkt, ist an jeden gedacht. Dieses Motto scheint bei einigen kantonalen Museen immer noch zu gelten. Oder wie kann man es erklären, dass Kunstmuseum und Historisches Museum zeitgleich zu verschiedenen Medienkonferenzen laden?
2020 sollte ja eigentlich das Jahr der Zusammenarbeit bei den kantonalen Museen werden. Der Start jedenfalls ist, nun ja, mässig gelungen. Diese Woche laden zwei Museen an einem Tag, zur selben Zeit zu zwei verschiedenen Medienkonferenz. Das Historische Museum will über seine Erweiterung der Ausstellung im Schloss Frauenfeld berichten, das Kunstmuseum Thurgau stellt sein Jahresprogramm vor. Beides am Donnerstag, beides um 10 Uhr.
Das stellt nicht nur Redaktionen vor Herausforderungen (Wen schicken wir wohin?), sondern ist auch für die Museen selbst nicht besonders glücklich: Weil sie sich gegenseitig im Ringen um Aufmerksamkeit konkurrenzieren. Und am Ende mutmasslich weniger Aufmerksamkeit bekommen, als wenn sie ihre Termine abgesprochen hätten.
Von den grossen Worten im März scheint nicht viel geblieben
Dabei hatte es im vergangenen März doch noch geheissen, die Museen würden jetzt intensiver zusammenarbeiten. Ziele des Ganzen waren: In einer Welt in der so viele Angebote um die Aufmerksamkeit der Menschen buhlen, die Museen sichtbarer machen. Die Häuser für die Digitalisierung fit machen. Die Verankerung in Politik und Bevölkerung stärken. Die Museen insgesamt weiter entwickeln. Den Austausch untereinander fördern, Synergien schaffen.
Richtig weit gekommen scheint man auf diesem Weg bislang nicht. Die Regel „Wenn jeder an sich denkt, ist an jeden gedacht“ scheint weiterhin Gültigkeit zu besitzen. Oder wie hatte es die Zürcher Kulturmanagerin Danica Zeier unlängst so schön beschrieben? „Museen tun sich unglaublich schwer damit zu kooperieren. Da schauen viele vor allem auf ihr eigenes prekäres Budget und nicht auf eine Gesamtentwicklung.“
Natur- und Archäologiemuseum zeigen, dass es auch anders geht
Dass es auch anders geht, haben in der vergangenen Woche indes zwei andere kantonale Museen gezeigt: Naturmuseum und Museum für Archäologie Thurgau haben sich in einer gemeinsamen Medienmitteilung über ihre jeweiligen Besucherrekorde gefreut. Das liegt zwar auch daran, dass beide Museen in einem Gebäude sind und man deshalb die Besucherzahlen wegen des freien Eintritts schlecht auseinander rechnen kann. Aber es zeigt doch, dass es geht. Wenn man denn will.
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