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von Brigitta Hochuli, 28.02.2012

Kultur im Shop startet am 6. März

Kultur im Shop startet am 6. März
Noch ist weder eingerichtet noch geputzt: Projektleiterin "Kultur im Shop" Christine Forster vor Ort im Schiesser-Areal Kreuzlingen. | © ho

In Kreuzlingen eröffnet im alten Schiesser-Outlet-Store an der Hafenstrasse das Pilotprojekt „Kultur im Shop“. Jeden Dienstag gibt‘s Barbetrieb und Unterhaltung zum Schnäppchenpreis.

Brigitta Hochuli

Kreuzlingen hat mit diversen kleinen Kultureinrichtungen, einem grossen Saal, einem Schul- und Hochschulcampus und 50 Prozent ausländischen Mitbewohnern ein reges interkulturelles Leben und Angebot. Aber Kreuzlingen fehlt ein Ort, an dem diese Kräfte sich gemeinsam entfalten und austauschen können.

Fat Tuesdays

Der Traum ist ein Kulturzentrum mit Beiz im Schiesser-Areal und in der angrenzenden ehemaligen Molkerei. Zwar gehört das Gebiet bereits der Stadt, geplant wurde aber noch nichts. Jetzt hat eine Arbeitsgruppe mit Stadträtin Dorena Raggenbass eine erste Initiative ergriffen. Ab Dienstag, 6. März, soll im ehemaligen Schiesser-Fabrikladen während drei Monaten ein Probebetrieb unter Beweis stellen, dass kultureller Austausch den Kreuzlingern genau so ein Bedürfnis ist wie schwimmen. Das Projekt unter Leitung der Musikerin Christine Forster heisst Kultur im Shop. „Fat Tuesdays“ nennt sie die Dienstage, an denen die Besucher

● ab 6. März bis 29. Mai

immer ab 18 Uhr mit „Häppchen und Schnäppchen“ in Form von Drinks, Tapas, Kunst, Musik, Performance, Tanz und Film zu moderaten Preisen verwöhnt werden sollen. Danach wird der Raum an die Nationale Elitesportschule (NET) weiter vermietet.

Theater und Kunstraum im Boot

Kultur im Shop ist aber nicht das einzige Sonderangebot. Im Ladengebäude wird

● vom 12. bis 21. April

auch das Freie Theater Thurgau mit dem Migrantenstück „Hereinspaziert“ gastieren. Zwei Etagen über dem Shop wird das See-Burgtheater seine Requisiten verstauen und im übrigen mit einer Produktion im nahen Kunstraum zu sehen sein. Dort laufen parallel dazu Ausstellungen der Kunstgesellschaft sowie Veranstaltungen in der Reihe „manthan(west)“ des forums für andere Musik.

Christine Forster sieht all diese Angebote unter einem Aspekt: „Wir sind 100 Prozent Kreuzlingen“, sagt sie und zitiert damit den Slogan der Gruppe Kreuzlingen interkulturell. „Die vorhandenen Energien sollen genutzt und in Synergien verwandelt werden.“ An einem Ort will sie „Verbindungen, Verknüpfungen und Vermischungen unter der Schirmherrin Kultur vereinen“. Sie sei begeistert, Theater und Kunstraum mit kulturellen Angeboten sowie Stadt und Kanton mit einem finanziellen Engagement im Boot zu wissen.

Das grosse Kulturforum

Auf keinen Fall solle das Pilotprojekt im Sand verlaufen. „Am Ende wird reflektiert und diskutiert“, sagt Christine Forster. Am

● 2. Juni

finde im Shop ein grosses Kulturforum statt, an dem Kulturschaffende aus der Region, Kreuzlingerinnen und Kreuzlinger, Menschen aus Politik und Wirtschaft über das Ergebnis des Pilotprojekts und die kulturelle Zukunft der Stadt diskutieren sollten.

Das ist auch ein grosses Anliegen von Stadträtin Dorena Raggenbass. „Ziel von Kultur im Shop und des Forums ist es, unsere besondere Bevölkerungszusammensetzung mit ihren unterschiedlichen Kulturen zu Wort kommen zu lassen und miteinander über die Kulturentwicklung in Kreuzlingen zu sprechen.“ Es sei „ein Treffpunkt auf Zeit“, betont die Stadträtin. Für das langfristige Ziel eines Kulturzentrums gebe es noch keine Versprechen. Es gehe vorerst um Planungsschritte, Kooperationen und schliesslich um Unterstützungsmittel. „Das liebe Geld“, meint Dorena Raggebass. „Kleine Schritte sind da angesagt.“ Sollte Kreuzlingen aber das Schwimmbad bauen dürfen, bräuchte es auf jeden Fall Platz auch für die Klausengesellschaft und das Zentrum 88.

„Eine Riesenchance“

Etwas weiträumiger und weitsichtiger als die Stadträtin beurteilt der kantonale Kulturamtchef René Munz die Situation. Das Schiesser-Areal sei ideal für ein multifunktionales Kulturzentrum mit Kunstraum, Aufführungs- und Proberäumen für das Theater an der Grenze und das See-Burgtheater, für Musik- und Tanzveranstaltungen wie auch fürs Z88 oder für die Stadtmusik. Munz wünscht sich zudem eine Kulturbeiz und Künstler-Ateliers. „Zukunftsweisend wäre“, sagt Munz, wenn ein Gesamtprojekt mit Einbezug der ehemaligen Molkerei entwickelt werden könnte. Es wäre für ein lebendiges und kulturell profiliertes Kreuzlingen eine Riesenchance.“

Der Kulturamtchef würde sich „auf jeden Fall dafür einsetzen, dass ein grosszügiges Projekt mit Kantonsbeiträgen unterstützt wird“. Voraussetzung sei allerdings, „dass die Stadt einmal klar signalisiert, dass ihr ein solches Kulturzentrum ein Anliegen ist“. Ohne Stadt gehe aber gar nichts, und klein und halbbatzig bringe es längerfristig nicht wirklich. „Wenn die temporären Aktivitäten von Kultur im Shop einen Anstoss geben könnten für eine umfassende Entwicklung, würde mich das sehr freuen!“

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