von Brigitta Hochuli, 01.12.2011
Kunstmuseum soll erweitert werden - Standort im Nordhof wahrscheinlich
Der Regierungsrat beauftragt die Stiftung Kartause Ittingen mit einem Vorprojekt. Möglich ist ein Bau für zeitgenössische Kunst entlang der nördlichen Kartäuserzellen.
Brigitta Hochuli
Am Samstag, 10. Dezember, wird sich der Stiftungsrat Kartause Ittingen an seiner Sitzung für einen von zwei der insgesamt sieben ursprünglich geprüften Standorte für einen Erweiterungsbau entscheiden, sagt Stiftungsratsmitglied Robert Fürer auf Anfrage von thurgaukultur.ch. Ein Ausschuss, bestehend aus seiner Person, Museumsdirektor Markus Landert und der Kantonalen Denkmalpflegerin Beatrice Sendner, werde aber den Antrag stellen, im Nordhof zu bauen. Dort könnte auf 800 Quadratmetern zwischen den sieben Kartäuserzellen und der Klostermauer ein Kubus für die zeitgenössische Kunst gebaut werden. Der zweite Standort wäre in der Fortsetzung auf dem Areal der heutigen Gärtnerei.
Ausschreibung noch offen
Der Auftrag für das Vorprojekt soll an das Zürcher Architekturbüro Harder Spreyermann, Architekten ETH/SIA/BSA AG, vergeben werden, da diese bereits diverse Neubauten in der Kartause realisiert hätten und die Bedingungen deshalb bestens kennen würden, sagt Robert Fürer. Das sei wichtig, da es beim Vorprojekt unter anderem um sehr viele technische Abklärungen gehe, wie etwa Waldabstände oder Gewässerfragen sowie gemäss SIA die Kostenschätzung.
Zur Finanzierung des Vorprojekts werde die Stiftung ein Gesuch um Gelder aus dem Lotteriefonds an den Kanton stellen. Die bisherigen Ausgaben habe die Stiftung vorfinanziert. Ob nach Vorliegen des Vorprojekts eine Ausschreibung erfolge, stehe noch nicht fest.
Beiträge Dritter und Eigenmittel nötig
Ende 2009 habe der Regierungsrat eine breit abgestützte Steuergruppe eingesetzt, fasst der Informationsdienst zusammen. Sie habe die Möglichkeiten der langfristigen Entwicklung des Kunstmuseums abzuklären gehabt. Im Januar 2011 habe der Regierungsrat einen entsprechenden Zwischenbericht zur Kenntnis genommen und die Steuergruppe angewiesen, ein Detailkonzept auszuarbeiten. Gestützt auf weitere Expertenberichte komme die Steuergruppe in diesem Konzept klar zum Schluss, dass ein Erweiterungsbau unabdingbar für eine nachhaltige Entwicklung der Museen in der Kartause sei.
Der Regierungsrat habe zudem in Aussicht gestellt, nicht nur für die Finanzierung der Planung, sondern auch für die Realisierung des Erweiterungsbaus substanzielle Mittel aus dem Lotteriefonds zur Verfügung zu stellen. Dies unter der Bedingung, dass auch die Stiftung Kartause Ittingen als Besitzerin und Bauherrin Beiträge Dritter beschaffe und Eigenmittel einbringe.
Ein Ort - zwei Museen
Ausser dem Vorprojekt hat der Regierungsrat auch dem Museumskonzept «Ein Ort – zwei Museen» im Grundsatz zugestimmt. Dazu sollen nun nebst einer Verfeinerung die finanziellen und betrieblichen Konsequenzen dargelegt werden. Ausgehend von der Idee einer gemeinsamen Konzeption mit übergeordneten Themen und Themenausstellungen sollen mit dem Kunstmuseum und dem Ittinger Museum zwei ausdrücklich verschiedene Ausstellungs- und Vermittlungsbereiche für Kunst und Geschichte weitergeführt und gestärkt werden.
Handwerk als Generalthema
Ein erstes Projekt in diese Richtung wird bereits nächstes Jahr zu sehen sein, wie an einer Pressekonferenz am Donnerstagmorgen bekannt wurde. Das Thema des Jahres heisst „Handwerk“ und soll laut Markus Landert zeigen, was handwerkliche Tätigkeit ausmache und welche Funktion das Handwerk in einer Gesellschaft von Computer gestützter Produktion und der Vorherrschaft der Dienstleistungen überhaupt noch habe.
Eines der Ausstellungselemente heisst „10‘000 Stunden. Über Handwerk, Meisterschaft und Scheitern in der Kunst. Ab Mitte Januar zeigt das Kunstmuseum Konstellation 4 mit Sammlungsstücken unter dem Titel „Vom Können in der Kunst“. Sodann werden Skulpturen von Elmar Trenkwalder gezeigt, der „Atomik Submarine“ von François Burland, eine grosse Einzelausstellung von Willi Oertig sowie Klosterarbeiten als Objekte der Andacht unter dem Titel „Die Welt im Kästchen“.
Beirat für strategische Fragen und Ankäufe
Schliesslich befürwortet der Regierungsrat laut Mitteilung die Einsetzung eines Beirats für das Kunstmuseum durch das Departement für Erziehung und Kultur. Dieses Gremium soll das Departement in strategischen Fragen beraten und das Museum in seinen Bemühungen um Vernetzung und Interessensvertretung gegenüber Öffentlichkeit, Politik und Wirtschaft unterstützen. Eine Kerngruppe dieses Beirats bilde zudem die neu geschaffene Ankaufskommission. Dieser stehe für den Ankauf von Werken mit Bezug zum Thurgau für das Jahr 2012 ein Betrag von 50‘000 Franken aus dem Lotteriefonds zur Verfügung. Mit den vorliegenden Konzeptgrundlagen habe die Steuergruppe ihre Arbeit abgeschlossen und werde aufgelöst.
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