von Inka Grabowsky, 13.09.2022
Letzte Chance auf Ergötzliches
Thomas Götz beendet sein Kabarett-Programm nach elf Jahren. Er zog im Laufe der Zeit immer mehr Zuschauer an. Die abendfüllende Produktion war aber auch mit viel Aufwand verbunden.
Nein, verleidet sei es ihm nicht. Trotzdem legt Thomas Götz bei seiner Erfolgs-Reihe «Ergötzliches» eine schöpferische Pause ein. Nach der letzten Staffel vom 15. bis 17. September wird er erst zu den eidgenössischen Wahlen im Oktober kommenden Jahres wieder mit dem Format auf der Bühne des Theaterhauses Thurgau stehen. «Ich will mich einfach auf etwas anderes konzentrieren», sagt er. Derzeit studiert er – neben der Vorbereitung der letzten Staffel – gleich zwei grosse Rollen ein.
Ein-Mann-Stück
Bei Internet-Recherchen war er auf das Ein-Mann-Stück «Seite Eins» von Johannes Kram gestossen, dass er nun gemeinsam mit Regisseur Jean Grädel umsetzen will. «Ich muss rund dreissig Seiten Text lernen und damit siebzig Minuten allein auf der Bühne bestreiten – das ist anspruchsvoll». Er verkörpert einen Boulevardjournalisten, der alles für eine Schlagzeile tut. «Es ist Medienkritik und Gesellschaftssatire – thematisch bleibe ich mir also treu.» Premiere soll im März sein. «Neuland für mich ist, mich um Engagements zu kümmern, denn ich will mit dem Stück schweizweit auf Tournee gehen. Das ist nicht einfach für einen ‹local hero› wie mich, der ausserhalb des Thurgaus nicht so bekannt ist.»
Ensemblespiel
Für die Bühni Wyfelde spielt Thomas Götz ab Silvester in der Screwball Comedy «Ausser Kontrolle» von Ray Cooney mit. «Ich geniesse das Zusammenspiel, aber weil hier das Team davon abhängt, dass ich zur richtigen Zeit die richtigen Stichworte liefere, erfordert es auch grosse Disziplin.» Beim «Ergötzlichen» war und ist Götz Autor, Präsentator und Schauspieler in Personalunion. «Ich feile noch am Morgen vor der ersten Vorstellung an meinen Texten – und ich muss sie nicht bewusst auswendig lernen wie eine Rolle, die jemand anderes geschrieben hat.»
«Dass ich zur richtigen Zeit die richtigen Stichworte liefere, erfordert es auch grosse Disziplin.»
Thomas Götz
Beginn vor elf Jahren
Die Bühni Wyfelde war es auch, die im Winter 2011/12 auf Thomas Götz zugekommen war, um das Theaterhaus besser und regelmässiger auszunutzen. «Anfänglich haben wir jeweils am ersten Donnerstag des Monats ein Programm präsentiert. Das war ein riesiger Aufwand für nur einen Abend. Weil die Nachfrage es hergab, haben wir dann drei Mal hintereinander gespielt.» Schliesslich gab es Ergötzliches drei Mal im Jahr: «Das ist viel, und deshalb ist die Pause wichtig.» Wer sich über Lokales, Regionales und Internationales lustig machen will, muss sich zuvor gründlich informieren. «Zwei Zeitungen am Tag zu lesen ist Pflicht. Immerhin konnte ich mich immer auf mein Stammpublikum verlassen, das ein entsprechendes Hintergrundwissen mitbrachte.»
High-und Lowlights
Die Corona-Pandemie hatte Thomas Götz einen ordentlichen Dämpfer verpasst. Weil ihm die Auftrittsmöglichkeiten fehlten, hatte er anfänglich einen Job als Contact-Tracer angenommen. «Aber dank Dani Felix konnten wir dann ‹Ergötzliches kompakt› starten. Und das hat gut funktioniert. Viele Menschen haben tatsächlich freiwillig für das Anschauen eine Spende überwiesen. Und noch heute kommt es vor, dass jemand mich anspricht, mir ein Fünfziger-Nötli in die Hand drückt und sagt, er habe es geschaut, aber sei nie dazu gekommen etwas zu überweisen.»
Napoleon und der Kantonsrat bleiben erhalten
Im Laufe der Zeit entwickelte der Kabarettist diverse Bühnenfiguren, denen er Worte in den Mund legen konnte. Napoleon kann anders zum Volk sprechen als Thomas Götz, und auch Kantonsrat Schnyder und seine Schwester Sabine haben ihre Funktion für gewisse Aufgaben. «Die Figuren werden schon deshalb lebendig bleiben, weil ich sie immer mal wieder bei Auftritten in privatem Rahmen spiele. Meine Kunden fragen mich, mit welcher Rolle ich ihre Veranstaltungen bereichern könnte. Gelegentlich wünschen sie sich Figuren, die sie von mir kennen, mit in einem auf sie massgeschneiderten Text.» Diese privaten Auftritte sorgten nicht nur für Gagen, sondern auch für interessante Herausforderungen, so der Kabarettist. «Wenn ich für einen Wirtschaftsverband einen Steuerspezialisten gebe, dann lerne ich viel dazu. Und das mache ich gern, selbst wenn die Figur nur ein einziges Mal auftritt.»
Lieber Kunst als Realität
Die Rolle des Politikers in der Realität zu übernehmen, reizt den Sechzigjährigen hingegen nicht. «Mit dem Gedanken spielte ich schon, aber ich würde mir selbst im Weg stehen, weil ich nicht mehr frei von der Leber weg reden dürfte», sagt er. Beruflich sei die Aufgabe aber mit der des Schauspielers durchaus verwandt. Öffentliche Auftritte absolvierten beide. Götz’ Partnerin Marta Wechsler bremst: «Es wäre schade um dein Talent», sagt sie. Thomas Götz wird sich also auch in Zukunft darauf beschränken, als Kulturschaffender eine Wirkung zu erzielen. «Wir können den Finger in Wunden legen und Verbesserungsvorschläge machen.»
Thomas Götz – bühni wyfelde
Ergötzliches: Neunzig Minuten Unterhaltung von und mit Thomas Götz
Programm, Texte, Musik und Spiel: Thomas Götz
Filmproduktion: Daniel Felix
Do 15. September, 20.15 Uhr
Fr 16. September, 20.15 Uhr
Sa 17. September, 20.15 Uhr
über https://reservation.ticketleo.com/event/21271/ergoetzliches---buehni-wyfelde
Von Inka Grabowsky
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