von Inka Grabowsky, 17.08.2019
Neue Entdeckungen und alte Bekannte
Das Kreuzlinger Theater an der Grenze bietet vom 7. September bis 29. November Kleinkunst aller Spielarten.
Seit 2015 stellen Simon Hungerbühler und Birgit Auwärter nun schon das Programm für die kleine Kreuzlinger Bühne zusammen. Inzwischen wissen sie ziemlich genau, was ihr Publikum anzieht und was sie selbst mögen: „Wir schauen uns gegen fünfzig Produktionen pro Jahr näher an“, sagt Simon Hungerbühler. „Dreissig davon könnten wir zu uns einladen, aber nur fünf mögen wir sofort auf allen Ebenen, der professionellen wie der persönlichen.“ Den Programmleitern fällt es schwer, aus den neun gebuchten Produktionen ein spezielles Highlight herauszustellen. Das Varieté-Programm «NACHTderkleinKÜNSTE» am 26. September jedoch könnte ihrer Ansicht nach zu einem der Höhepunkte der Herbstspielzeit werden. Eine Moderatorin präsentiert binnen zwei Stunden fünf höchst unterschiedliche Künstler. Die Produktionstruppe hatte bis 2007 in Winterthur zweimal im Jahr junge Talente und gestandene Profis für einen abwechslungsreichen Abend auf die Bühne gebracht. Nach langer Pause hat sie sich zur Organisation einer 25. Ausgabe entschlossen – diesmal jedoch schickt sie den Abend auf Tournee. Birgit Auwärter ist begeistert: „Man kann sich auf einen Querschnitt freuen, auf neue Ideen und ein Wiedersehen mit Anet Corti, Reto Zeller und 9 Volt Nelly, die alle schon mal mit ihren Soloprogrammen bei uns waren. Es gibt also Bewährtes und Neues zum Entdecken.“
Begehrte Kabarettisten aus Deutschland und der Schweiz
Der Thuner Kabarettist Christoph Simon eröffnet die Saison am 7. September mit „Der Richtige für fast alles“. Als Solist erzählt er auf Mundart eine romantische Komödie mit satirischen Seitenhieben. Gross ist die Vorfreude der Programmleiter auf Stefan Waghubinger, der am 2. November anreist. „Auf seinen Auftritt haben wir zwei Jahre gewartet“, so Simon Hungerbühler. Unter dem Motto „Jetzt hätten die guten Tage kommen können“ sucht der Österreicher nach dem Sinn seines Lebens - mal zynisch, mal komisch, mal traurig. Thematisch verwandt ist das philosophische Chansonkabarett „Claire alleene“ von Judith Bach am 29. November. Es werde herzerwärmend, meint Hungerbühler. Bach, die als Teil des Duos Luna-Tic bekannt wurde, ist geboren in Berlin, aber in Konstanz zuhause. „Sie könnte also einige Nachbarn zu uns über die Grenze ziehen.“
Das Mundart Theaterstück „Milchruusch“ von und mit dem Märstetter Hans Gysi am 20. September und das Gastspiel der Tanztruppe CulturAll, die sich am 14. November eingemietet hat, um die nordindische Tanzform Kathak zu zeigen, setzen ganz eigene Akzente im Kleinkunsttheater.
Wiedersehen mit Publikumsmagneten
Schwester Cordula – alias Saskia Kästner – serviert am 15. November eine neue Essenz aus Groschenromanen. Sie war bereits in den vergangenen Jahren mit ihren Persiflagen zu Arzt- und Mutti-Romanen zu Gast. „Saskia Kästner sucht sich aus den Heften jene markanten Sätze aus, die immer wieder vorkommen, und macht daraus dann ein eigenes Stück – das finde ich genial“, sagt Birgit Auwärter. Der Titel des aktuellen Programms zum Heimatroman „Unsern Bub, den kriegst du ned!“ dürfte exakt so entstanden sein.
Das Wanderkino aus Winterthur war ebenfalls schon im Theater an der Grenze zu Gast. Dieses Mal zeigt es am 23. November Kurzfilme von Charles Chaplin. Simon Hungerbühler empfiehlt den Besuch: „Es könnte eine der letzten Gelegenheiten sein, diese Art Kino zu erleben – wie lange es das Wanderkino noch geben wird, steht in den Sternen. In den vergangenen Jahren hat sich durch die Digitalisierung viel verändert. Das Wanderkino hat den Anspruch, den Projektor surren zu hören und dazu Livemusik zu bieten. Dieser Aufwand lohnt sich nicht mehr.“
Kindertheater wird weiter gefördert
Vorstellungen für Kindergartenkinder haben es weiter schwer, sich durchzusetzen. Trotzdem sollen sie weitergeführt werden. Das Theater Gustavs Schwestern führt am 20. November „Konrad, das Kind aus der Konservenbüchse“ auf. Sibylle Grüter und Jacqueline Surer erzählen mit Hilfe von Puppen die Geschichte von Christine Nöstlinger. Der Mittwochnachmittag sei einerseits der ideale Termin für Kindertheater, weil er schulfrei sei frei. „Andererseits kommen so nur wenige Schulklassen zu uns, weil er für die Lehrpersonen ausserhalb ihrer Arbeitszeit liegt“, räumt Birgit Auwärter ein. Finanziell könnte man ganzen Klassen entgegenkommen. „Wir wollen die Kinder ans das Theater heranführen“, sagt der Präsident des Trägervereins, Fritz Brechbühl. „Sie sind die Zuschauer von morgen. Wir können sie auf jeden Fall begeistern: Es hat bisher noch jedem Kind Spass gemacht, zu uns zu kommen.“
Hochmotivierte Truppe
Nach der aufwändigen Jubiläumssaison im vergangenen Jahr und der Verschnaufpause im Frühjahr mit weniger Veranstaltungen startet das Theater wieder voll durch. Das wird auch nach aussen sichtbar. Neu kann das Theater ein Schaufenster an der alten Scheune an der Hauptstrasse 55a gestalten, so dass die Öffentlichkeit sich leichter über Vorstellungen informieren kann. Der Einbau einer Garderobe steht in Aussicht. Damit würde die Infrastruktur deutlich aufgewertet, das Erlebnis der Zuschauer noch ein bisschen besser. „Während die Feierlichkeiten 2018 das Team zusammengeschweisst und das Theater im Bewusstsein der Bevölkerung verankert haben, hat die ruhigere Frühjahrssaison die Motivation der Ehrenämtler und Organisatoren namhaft gesteigert“, so Fritz Brechbühl. Dazu beigetragen hat naturgemäss auch der Prix Kreuzlingen, der dem Theater anlässlich der Bundesfeier überreicht worden war. „Das ist eine schöne Bestätigung für uns. Es ist gut zu wissen, dass unsere Arbeit geschätzt wird.“
Der Kartenvorverkauf u.a. bei Kreuzlingen Tourismus und Starticket.ch startet am 19. August. Näheres unter www.theaterandergrenze.ch
Alle Veranstaltungen sind auch in unserer Agenda zu finden.
Von Inka Grabowsky
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