von Michael Lünstroth・Redaktionsleiter, 10.06.2021
Theater an der Grenze zügelt noch dieses Jahr ins Kult-X
Die Kreuzlinger Bühne verlässt nach mehr als 50 Jahren ihr Stammhaus an der Hauptstrasse und wechselt ins entstehende Kulturzentrum. Das soll auch ein Zeichen sein vor der Volksabstimmung im September. (Lesedauer: ca. 2 Minuten)
Als Vision für die Zukunft gab es das Szenario schon länger, doch jetzt wird es ganz konkret: Das Theater an der Grenze zügelt noch in diesem Jahr in das entstehende Kulturzentrum Kult X an der Hafenstrasse. Das hat Vereinspräsident Andreas Heuke jetzt gegenüber thurgaukultur.ch bestätigt. „Die Entscheidung stand schon länger an. Sie ist uns nicht leicht gefallen, weil wir sehr an unserem bisherigen Standort hängen. Aber wir sind der Überzeugung, dass es jetzt der richtige Zeitpunkt ist zu zügeln“, so Heuke.
Seit Jahren ist bekannt, dass das Theater seinen derzeitigen Standort an der Hauptstrasse nicht auf Dauer wird halten können. Das Areal könnte in den kommenden Jahren komplett überbaut werden. Auch die Absicht irgendwann ins entstehende Kulturzentrum ziehen zu wollen, ist schon länger hinterlegt.
Überraschend ist allerdings der nun gewählte Zeitpunkt. Am 26. September muss das Kult-X erst noch eine Volksabstimmung überstehen. Sollte die negativ ausgehen, wird das Kulturzentrum in der jetzigen Form nicht überleben können.
Die Umzugs-Entscheidung sei einstimmig gefällt worden, heisst es
Für Andreas Heuke vom Theater an der Grenze war das eher Ansporn, den Umzug gerade jetzt durchzuziehen. „Wir wollen damit auch ein Zeichen setzen, dass wir an das Kult X glauben und wir es den genau richtigen Ort finden, um unser Programm in den kommenden Jahren zu zeigen“, so der Vereinspräsident. Der Beschluss zum Umzug sei übrigens am Ende einstimmig verabschiedet worden, so Heuke weiter.
Schon jetzt finden erste Veranstaltungen des Theaters im Kult X statt: Pasta del Amore spielen am 20. Juni dort, in den Sommerferien gibt es Theaterworkshops für Kinder. Erste reguläre Aufführungen in der neuen Heimat sollen bereits nach dem Volksentscheid stattfinden. Abgeschlossen werden soll der Umzug „auf jeden Fall noch in diesem Jahr“, erklärt der Vereinspräsident.
Grosse Freude im Kult X über dieses offene Bekenntnis
Im Kult X ist die Freude gross über dieses Bekenntnis: „Wir freuen uns wahnsinnig, dass das Theater an der Grenze sich zu diesem Schritt entschlossen hat“, sagt Stephan Militz vom Verein Kultur Worx, der zum Kult X gehört. Das sei im Vorfeld der Volksabstimmung ein tolles Signal an die gesamte Stadt, wenn ein renommierter Veranstalter wie das Theater an der Grenze sich für das Kult X stark mache, so Militz weiter.
Für das Theater an der Grenze ist der Umzug ein grosser Einschnitt. Nach mehr als 50 Jahren im Eigenheim ist man dann künftig dann nur noch einer von mehreren Mietern in einem Kulturzentrum. KünstlerInnen und Publikum schätzten die besondere Atmosphäre in dem kleinen, 99-sitzigen Theater. In kaum einem anderen Theater ist man so nah dran an der Bühne.
„Das hier ist unser Wohnzimmer“, sagt Andreas Heuke, „die grosse Herausforderung des Umzugs wird es sein, möglichst viel dieses Spirits mitzunehmen an die neue Spielstätte, um die Identität des Theaters zu erhalten.“ Ob das in einem Multifunktionsraum tatsächlich gelingen kann? Heuke gibt sich zuversichtlich: «Nicht nur der Ort, sondern auch die Menschen machen das Theater aus, deshalb bin ich zuversichtlich, dass wir das hinbekommen.»
Charmanter Raum mit einigen Mängeln
Bei aller Nostalgie - der kleine Theaterraum hatte freilich auch seine Mängel: Er ist nicht barrierefrei erreichbar, im Sommer wird es so heiss in dem Bretterbau, dass man ihn kaum bespielen kann, die Bühne ist so klein, dass manche Aufführungen dort nicht stattfinden können und die beengten Verhältnisse könnten selbst in einer Post-Corona-Phase von manch einem BesucherIn als schwierig erachtet werden.
Die Frage ist: Was passiert, wenn der Volksentscheid im September negativ für das Kult X ausgeht? „Dann bleiben wir vorübergehend an unserem bisherigen Standort und müssen neu überlegen. Denn klar ist schon jetzt: Früher oder später werden wir das Haus aufgeben müssen“, sagt Vereinspräsident Heuke. Auch deshalb sei die Entscheidung für den Umzug jetzt einstimmig im Verein gefallen: „Wenn wir abwarten, bis die Not so gross ist, dass wir unter Zeitdruck ausziehen müssen, dann könnte es erst richtig schwierig werden, etwas Neues zu finden“, meint Andreas Heuke.
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