von Michael Lünstroth・Redaktionsleiter, 04.04.2018
Kunstmuseum: Woran das Umbauprojekt jetzt noch hängt
Das Kunstmuseum soll saniert und möglichst auch vergrössert werden. So viel ist klar. Aber der Weg dahin ist lang. Warum eigentlich?
Eigentlich ist alles klar. Mehrfach hat der Regierungsrat schon erklärt, dass er eine Sanierung und Erweiterung des Kunstmuseums in der Kartause Ittingen als dringlich erachtet. Zuletzt hiess es unter anderem: Die Sanierung sei aus raumklimatischen und energetischen Gründen unerlässlich, die Erweiterung zudem notwendig, „um dem Kunstmuseum eine zukunftsträchtige Weiterentwicklung zu ermöglichen“. Und: Da Sanierung und Erweiterung baulich und betrieblich ineinander griffen, sei weiterhin „eine Gesamtlösung des Kunstmuseumsprojektes anzustreben“.
Trotz des klaren politischen Willens, stockt das Projekt aber auch jetzt wieder. Ursprünglich sollten erste Ergebnisse zum Projekt im Oktober 2017 vorliegen, jetzt wird es wohl mindestens Sommer 2018 werden. In der Konsequenz bedeutet das auch: ein Beschluss zum weiteren Vorgehen bezüglich Sanierung und Erweiterung werde deshalb „aus heutiger Sicht erst in der zweiten Jahreshälfte 2018 erfolgen können“, so der Regierungsrat.
Was bislang offen blieb: Woran genau die Verzögerungen liegen
Was aus der Mitteilung des Regierungsrats indes nicht so ganz deutlich wurde, ist, woran die Verzögerungen aktuell liegen. Nachfrage bei Paul Roth, Generalsekretär des Departements für Erziehung und Kultur beim Kanton: «In der jüngsten Mitteilung heisst es etwas unklar, dass die Abklärungen im Vorfeld mehr Zeit beanspruchten. Können Sie konkretisieren um welche Abklärungen es da genau geht?» Roth antwortet zügig: In der jetzigen Projektphase gehe es «um architektonische, denkmalpflegerische, museums- und gesamtbetriebliche Aspekte eines allfälligen Erweiterungsbaus im historischen Ganzen der Kartause.» Ob dabei auch die grundsätzliche Möglichkeit eines Erweiterungsbaus in der Kartause zur Debatte stehe? «Die Klärung all dieser Gesichtspunkte wird die Beantwortung der grundsätzlichen Frage ermöglichen, ob ein Erweiterungsbau möglich ist. Wenn nicht, wird sich das Projekt auf die Sanierung des Kunstmuseums beschränken», so Roth.
In einem Kommentar auf thurgaukultur.ch hatte auch der Journalist, Ex-Bundeshausredaktor bei der «Weltwoche», Markus Schär, den neuen Zeitplan hinterfragt: «Eigenartig: Vor sieben Jahren war noch alles klar, sodass die Stiftung Kartause eigenmächtig, also ohne einen Auftrag des Regierungsrates, ein Projekt bis zur Baureife vorantrieb – und den Regierungsrat nachher nötigte, für die unbrauchbaren Arbeiten, für die es weder Auftrag noch Belege gab, einige hunderttausend Franken zu zahlen…», kommentierte Schär. Was man dazu wissen muss: Markus Schär war es, der den früheren Anlauf für eine Erweiterung des Kunstmuseums kritisch begleitet und Ungereimtheiten aufgedeckt hatte. Auch wegen seiner Recherchen scheiterte das Projekt damals.
Alte Idee neu aufgewärmt: Museumssatelliten statt Zentralmuseum?
Was ist also dran an diesem Hinweis? Kann der Kanton nicht auf Erkenntnisse aus früheren Projekten zurückgreifen? Dazu Paul Roth: «Das Vorgänger-Projekt „Kunstmuseum Thurgau 2013“ gehört der Vergangenheit an. Mit dem Projekt „Kunstmuseum Thurgau 2017“ wurde bewusst ein Neuanfang gemacht, um die räumlichen Entwicklungsmöglichkeiten des Kunstmuseums nochmals breit und ergebnisoffen zu prüfen.» Er sagt aber auch: «Ob sich am Ende doch noch gewisse Berührungspunkte ergeben, kann aus heutiger Sicht nicht abschliessend gesagt werden.» Alles bleibt also offen. Wie der gesamte Prozess des Projektes.
Einen ganz anderen Vorschlag zum Thema äussert der Medienwissenschaftler Kurt Schmid in einem Kommentar auf thurgaukultur.ch: «Wie wäre es mit einer etappenweise durchgezogenen Erweiterung nicht in der Form eines Zentralmuseums sondern mittels neuer regionaler Museumssatelliten?», schreibt Schmid bezogen sowohl auf die Entwicklungen beim Kunst- als auch dem Historischen Museum. Das wäre der Historie des Kantons besser angepasst und den Gegebenheiten ebenfalls und nicht zwingend an eine Volksabstimmung gebunden, findet Schmid. Neu ist diese Idee freilich nicht: Kurt Schmid hatte sie schon bei früheren Diskussionen zur Museumslandschaft ins Gespräch gebracht. Ob jetzt die Zeit dafür gekommen ist?
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