von Rolf Müller, 20.01.2015
Wechseln, weiterziehen
„Wildwechsel“ ist Landschaftsperformance, Film, Livemusik und Tanz in einem engen Dialog. Mit dabei die Tanzschaffende Katharina Hanhart aus Mammern. Am 6. und 7. Februar im Phönix Theater Steckborn.
Rolf Müller
Den Begriff „Wildwechsel“ kennt man vor allem als Autofahrer. Was muss man sich dabei bei einem Tanztheater dieses Namens vorstellen?
Das Wild, tierisch und ursprünglich, vermischt mit Wechsel in vielen Facetten, sinnbildlich für die Menschen und ihr Tun.
Choreografin ist Gisa Frank, Mitgründerin und bis Ende 2014 künstlerische Leiterin von „Tanzplan Ost“. Wie kam es zur Bekanntschaft?
Wir sind seit unserer gemeinsamen Tanzausbildung befreundet. Danach gingen wir eigene Wege, wobei der Kontakt und der Wunsch nach einer gemeinsamen Produktion nie verloren ging. 1997 tanzten wir gemeinsam in „Ordinary Festival“ von Sara Pearson und Patrik Widrig. Und jetzt bin ich bei „Wildwechsel“ dabei.
Das Metathema von „Wildwechsel“ ist Jagd: Jagd nach Nähe und um dem eigenen Pelz – also Gemeinschaft und Abgrenzung, Kollektiv und Individuum. Wie berührt Sie dieses Thema persönlich?
Es sind Strukturen, die man im täglichen Leben auch antrifft, und die Inspiration aus der Natur fasziniert mich immer wieder.
Das Stück ist mit Bühnenaktion, Livemusik und Film multimedial. Über drei Winter waren zahlreiche Menschen und eine Kamera vom Säntis bis ins Flachland dafür unterwegs. Ihre Erfahrungen dabei?
Es waren wunderbare Erlebnisse, in Pelz gehüllt im Schnee zu toben, auf dem Bauch Hügel hinunter sausen, in der Ferne über Kreten hüpfen und im Rudel durch den Schnee stapfen - und nun auf der Bühne anzukommen.
Sie sind beruflich seit Jahrzehnten professionell als Tanzschaffende tätig, waren mit Tanz- und Bewegungsgruppen in ganz Europa und Japan unterwegs. Was ist Ihre Herausforderung bei „Wildwechsel“?
Mit zehn weiteren Akteurinnen auf der Bühne meinen Platz finden, die Eigenheit behalten und trotzdem den gemeinsamen Atem im Rudel finden.
Wie lange dauerten die Proben für das Stück?
Mit so vielen Mitwirkenden haben sich die Proben etappenweise über ein Jahr erstreckt.
Sie leben in Mammern. Wie weit ist der Ort von der zeitgenössischen Tanzbühne entfernt?
Manchmal weit, manchmal sehr nah. Die regelmässigen Profitrainings in Winterthur nutzte ich jeweils auch für einen kurzen Austausch unter Kolleginnen und Kollegen.
Im Februar liegt die Bühne nah: die des Phönix Theater Steckborn. Wie ist das, quasi im eigenen Dorf aufzutreten?
Ich freue mich einfach riesig, endlich wieder auf einer Bühne stehen zu dürfen. Das Phönix wurde fast zu unserer zweiten Heimat, wir konnten die meiste Zeit in diesem Theater proben, daher ist es sehr schön, an diesem vertrauten Ort aufzutreten.
Welche Tätigkeiten üben Sie sonst aus?
Ich unterrichte seit 1994 Tanz und Bewegung für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Daneben führe ich im Sommer mit meinen Geschwistern den Campingplatz in Mammern.
Pelziges Rudel zieht Spuren: Szene aus "Wildwechsel".
(Bilder: Christian Glaus)
Tanz in Wechseln aus der dunklen Jahreszeit
Die Produktion „Wildwechsel“ bringt Stimmungsbilder auf die Bühne, die die Grenzen zwischen Kitsch und Besinnlichkeit vermischen, Ulk und Schalk zulassen und Bilder kreieren, die von tierischem wie menschlichem Gebaren erzählen oder an Rituale erinnern. frank-tanz produktionen gelingt es durch Aktion, Livemusik und Film die Humusschicht aus Mystischem und Traditionellem, aus Landschaft und Moderne neu zu mischen. ,
In interdisziplinären Projekten arbeitet die aus Arbon stammende Choreografin Gisa Frank jeweils mit einer Ad hoc-Truppe aus Tanz- und Theaterschaffenden sowie tanzerfahrenen Amateuren aus der Region. In den Stücken begegnen sich immer viele Menschen, die sich durchmischen, wechseln und weiterziehen. So wird auch „Wildwechsel“ weiterziehen und sich vielleicht im nächsten Winter wieder neu auf einer Bühne drehen.
Über 20 Akteurinnen und Akteure waren Winter zuvor für die Filmaufnahmen in Schnee und Bergen unterwegs. Auf der Bühne treffen elf Akteurinnen zusammen, darunter die Thurgauerinnen Bernadette Beerli aus Salmsach, Coretta Bürgi (auch Stimme) aus Arbon und die Tanzschaffende Katharina Hanhart aus Mammern. Klarinette, Maultrommel und Rectronics, Stimme, Violine und Kontrabass begleiten das Stück. (pd/rom)
Imponieren und posieren: Das Leben ist ein Wechselspiel.
***
Aufführungen im Phönix Theater Steckborn, 6. und 7. Februar, 20.15 Uhr
Onlinereservation hier, Abendkasse ab 19.30 Uhr
Eintritt CHF 35.--. CHF 25.-- Legi, IV, AHV, Tanz- und Theaterschaffende
Weitere Informationen:
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