von Brigitte Elsner-Heller, 26.03.2018
Yeah, hier kommt der Biber!
„Biber the Kid“, aufgeführt im Murg-Auen-Park in Frauenfeld, ist ein grosses Vergnügen für die ganze Familie. Rahel Wohlgensinger und Giuseppe Spina lassen mit viel Spielfreude einen Biber aller Herzen erobern.
Von Brigitte Elsner-Heller
Das Bäume-fällende Pelztierchen ist immerhin das zweitgrösste lebende Nagetier der Erde und kann imponierende 30 Kilogramm auf die Waage bringen: der Biber. Auch wenn er ganz vornehm auf Latein „Castor“ heisst, so gilt das nicht direkt für das besondere Exemplar, das am Sonntag im Frauenfelder Murg-Auen-Park gesichtet wurde. Dieser selbstbewusste Wuschel heisst nämlich Biber the Kid, ein Desperado, der sprechen kann und am Ende selbst die Sympathie des Bauern Krummenacher erworben hat, dessen Maisfeld er doch vorher geplündert hatte. Aber langsam … die Geschichte sollte doch wohl der Reihenfolge nach erzählt werden.
Gesucht: Biber the Kid
Nicht etwa in der Dämmerung, in der Biber für gewöhnlich aktiv werden, sondern am hellichten Sonntagvormittag machten sich in Frauenfeld Familien mit Kindern auf, um den Biberspuren zu folgen, die den Weg zum Murg-Auen-Park markierten. Das Schild „Gesucht: Biber the Kid“ gab einen ersten Anhaltspunkt dafür, dass der Biber wohl gut Freund sein dürfte mit der Theaterwerkstatt Gleis 5. Und in der Tat traf man nach kurzer Fährtensuche bald nicht nur auf viele Kinder mit ihren Eltern, sondern auch auf die Theaterleute Rahel Wohlgensinger und Giuseppe Spina, die sich als „Naturforscher“ im Uferbereich der Murg schon mal kundig gemacht hatten, wie denn das mit dem Biber-Dasein wohl so aussieht (Regie: Simon Engeli).
Biber the Kid freundet sich mit Praktikant Spina an. Bild: Brigitte Elsner-Heller
Rahel Wohlgensinger, die dann unserem Biber-Kid ihren Arm reichen wird, damit er lebendig wird, stellt sich als Mitarbeiterin des Naturschutzbundes Pro Natura vor, Giuseppe Spina gibt den etwas schusseligen Praktikanten, der schon bald die Leitung der Expedition übernehmen muss, weil Frau Wohlgensinger ständig am Telefon die wichtigen Naturschutzdinge verhandeln muss. Keine Frage, dass es lustig wird, wenn man dem Mann mit der gelben Weste auf Safari in die Murg-Auen-Wildnis folgt. Frau Wohlgensingers „Biber-Koffer“ muss natürlich mit, weil … nun, man wird sehen. Zwischen Wasser und Bäumen sind Bierbänke aufgestellt, auch wenn die gute Stube des Bibers eigentlich etwas anders aussieht. Aber die Sonne wärmt ganz wunderbar, und der Herr Praktikant Spina hebt an, den Expeditionsteilnehmern den Biber als zoologisches Phänomen zu erklären. Anhand eines ausgestopften Exemplars. Ganz schön pelzig, ganz schön fett („schwerer als ein Reh“), welche Abdrücke! Während unser Naturforscher noch zoologische Basics verkündet, passiert das Wesentliche hinter seinem Rücken: Da nähert sich nämlich neugierig der gesuchte Biber the Kid und nimmt klammheimlich den Platz des ausgestopften Ahnen ein.
Ist Biber the Kid ein „Problembiber“?
Wow! Es dauert einen Augenblick, bis Praktikant Spina merkt, dass er es hier mit einem „lebendigen“ Biber zu tun hat, sogar mit einem sprechenden, der auch noch singen kann. Yeah, Biber the Kid is back in town. Und Spina muss auch gleich zur Gitarre greifen, um die neue Freundschaft zu besiegeln.
Leider ist die Welt auch zu Bibern nicht immer gut, und bald wird Biber the Kid als „Problembiber“ zur Fahndung ausgeschrieben – was auch den beiden Herren Schlauri und Schlauri vom Bundesamt für Biberwesen und Pilzfragen einen Auftritt verschafft (Wohlgensinger und Spina führen die Puppen). Da sie sich nichts sehnlicher wünschen als Ruhe – was bedeutet, sich nicht mit den Bauern anzulegen – , stellen sie amtlich fest, dass eine friedliche Koexistenz nicht möglich sei. Auch Bauer Krummenacher (Giuseppe Spina) sieht das ähnlich: „Der Bach ist zu klein für dich und mich!“ schnauzt er. Er hat die Sache selbst in die Hand genommen und kommt mit Gewehr von der anderen Seite durch den Wasserlauf. Und trifft tatsächlich auf Biber the Kid.
Die ganze Bibertruppe mit Regisseur Simon Engeli (rechts). Bild: Brigitte Elsner-Heller
Ende gut, alles gut
Man könnte versucht sein, auch als Erwachsener regelmässig Kindertheater zu besuchen, denn dort finden die Konflikte in der Regel ein versönliches Ende. Wie Biber the Kid und Bauer Krummenacher Freundschaft schliessen, soll nicht verraten werden. Nur soviel: Mit „Biber the Kid“ hat die Theaterwerkstatt genau das „tierische Open-Air-Theatervergnügen“ entworfen, das angekündigt worden war. Kreativ und immens spielfreudig schlagen sich Rahel Wohlgensinger mit oder ohne Puppen durch das Unterholz am Ufer der Murg, und auch die Erwachsenen haben grosses Vergnügen am oft hintersinnigen Wortwitz. Ja, selbst ein Baum wird gefällt!
„Wochenend und Sonnenschein“ könnte man am Ende mit Bauer Krummenacher fröhlich singen, und es ist doch gut zu wissen, dass Biber the Kid seine Heimat behalten kann. Übrigens könnte man ihn vielleicht auch ausserhalb der Aufführungszeiten mal zu Gesicht bekommen: Wie Hannes Geisser vom Naturmuseum Thurgau im Anschluss noch bemerkte, wurde ein Biber gesichtet, der quer über den nahen Kreisel spazierte. Ein Foto davon ist im Museum zu sehen.
Termine: Weitere Aufführungen am 28. März (ausverkauft), 18. und 25. April, Beginn jeweils 15 Uhr. Das Stück findet bei jeder Witterung statt. Bitte entsprechend an wetterfeste, warme Kleidung für Gross und Klein denken. Die Produktion ist eine Kooperation mit dem Naturmuseum Thurgau.
Kinder konnten sich auch selbst ausprobieren; So gross ist der Abdruck einer Biberpfote. Bild: Brigitte Elsner-Heller
Bauer Krummenacher (Giuseppe Spina) ist der Spass vergangen. Bild: Brigitte Elsner-Heller
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