von Michael Lünstroth・Redaktionsleiter, 05.03.2020
«Kultur ist keine Frage des Standorts»
Grossratswahl 2020: Die Parteien im Kulturcheck. Iwan Wüst-Singer von der EDU Thurgau will auf Leuchtturm-Projekte setzen und favorisiert Arbon als Standort für das Historische Museum Thurgau. Die EDU Thurgau hat aktuell 5 Sitze im Grossen Rat.
Das Thema Kultur findet sich nicht in ihrem Wahlprogramm. Warum nicht?
Unser Leitfaden beschäftigt sich vor allem mit den existenziellen Themen, d.h. Kultur ist wichtig, aber es gibt leider noch wichtigeres.
Welches sind die aus Ihrer Sicht wichtigsten Kultur-Projekte der neuen Legislatur?
Die Situation für das Kunstmuseum und das Historisches Museum Standort und Ausführung bereinigen.
Wo soll das Historische Museum Thurgau künftig beheimatet sein?
Wenn das Historische Museum in Arbon stehen würde so wäre das eine gute Ergänzung zum Mosterei Museum in Stachen und dem Museum am Hafen in Romanshorn.
Wie sieht Ihre Vision für das Kunstmuseum Thurgau aus?
Das Kunstmuseum am jetzigen Standort sanieren in der heutigen Grösse oder an einem anderen Standort grösser neu bauen als Leuchtturm-Projekt.
«Kultur ist wichtig, aber es gibt leider noch wichtigeres.»
Iwan Wüst-Singer, Kantonsrat der EDU Thurgau (Bild: zVg)
Welche Schwerpunkte wollen Sie in den kommenden Jahren in der Kulturpolitik setzen?
Neben den bereits genannten Museumsthemen auch die Kulturschaffenden nicht vergessen.
Welchen Stellenwert räumen Sie der Kulturpolitik in Ihrer politischen Arbeit ein?
Es ist sehr wichtig, dass wir sehen und spüren woher wir kommen und wie unsere Vorfahren gelebt haben.
Wie könnte die Thurgauer Kultur über die Kantonsgrenzen hinaus sichtbarer werden?
Dies ist aus unserer Sicht die Aufgabe des Kulturbeauftragten. Ist aber anzustreben.
Kann Kultur ein Standortfaktor für den Thurgau sein?
Kultur ist keine Frage des Standorts vielmehr eine Frage der Qualität.
Werden Künstlerinnen und Künstler aus Ihrer Sicht heute angemessen entlohnt für ihre Arbeit? Falls nein: Wie wollen Sie das ändern?
Wir kennen die Löhne der Künstler nicht. Sie brauchen genug Geld, damit sie eine gute Arbeit machen können.
Mit den 127 Millionen Franken aus dem TKB-Aktienverkauf würden wir…
Sie meinen den Erlös aus den Partizipationsscheinen? Wichtig ist eine Nachhaltigkeit als Leuchtturm-Projekt: Kunstmuseum, Kloster Fischingen, Innovationspark, Ausbildungszentrum.
So antworteten die anderen Parteien auf die Fragen
SP Thurgau: «Wir wollen freien Eintritt in allen Museen ermöglichen»
Grüne Thurgau: «Das kantonale Kulturbudgets sollte erhöht werden»
SVP Thurgau: «Das Historische Museum sollte in den Oberthurgau»
GLP Thurgau: «Der Oberthurgau hat für uns Priorität»
FDP Thurgau: «Das Kunstmuseum soll ein Leuchtturm für den Thurgau sein»
EVP Thurgau: «Kunstmuseum soll in der Kartause bleiben»
Wen wählen? Eine Zusammenfassung und Analyse der Antworten finden Sie hier
CVP Thurgau und BDP Thurgau haben auf unsere Anfrage nicht reagiert.
Der Kulturcheck: Wir wollten im Hinblick auf die Kantonsratswahl am 15. März von den Fraktionen wissen, wie sie es mit der Kultur halten. Um ihre Haltung zu verschiedenen Themen abzufragen, haben wir einen Fragebogen entwickelt. In diesem stellten wir konkrete Fragen (beispielsweise zur Standortdebatte um das Historische Museum Thurgau), aber auch allgemeine Fragen zur Bedeutung von Kulturpolitik und der finanzielle Lage von Künstlerinnen und Künstlern. Zwei Wochen hatten alle Fraktionen Zeit, die Fragen zu beantworten.
Wir haben den Fraktionen überlassen, ob sie eine Fraktionsmeinung abgeben oder einzelne Kandidatinnen und Kandidaten zu Wort kommen lassen. Sieben der neun im Rat vertretenen Gruppierungen haben sich die Zeit genommen. Lediglich die CVP und die BDP antworteten trotz mehrfachen Nachfragens auf verschiedenen Kanälen nicht auf unsere Anfrage.
Die Wahl: Am Sonntag, 15. März, wird zum ersten Mal im Thurgau nicht nur der Grosse Rat neu gewählt, sondern auch die Mitglieder des Regierungsrats stehen zur Wahl. In unserem „Kulturcheck“ konzentrieren wir uns allerdings auf die Parlaments-Wahl.
Die Machtverhältnisse im Grossen Rat: Aktuell zählt der Grosse Rat 130 Mitglieder. Die Sitzverteilung lautet derzeit wie folgt. Die SVP hält 44 Sitze, CVP 20, FDP 20, SP 17, Grüne Partei 9, GLP 7, EVP 5, EDU 5 und BDP 3.
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