von Michael Lünstroth・Redaktionsleiter, 13.02.2020
Arbon legt nach
Im Ringen um das Historische Museum Thurgau zückt die Bodenseestadt ein weiteres As aus dem Ärmel - eine 8000 Quadratmeter grosse Halle auf dem ehemaligen Saurer-Areal. Die Sache hat allerdings einen Haken.
Die Idee ist nicht ganz neu, sie war aber zuletzt ein wenig in Vergessenheit geraten: Auf dem ehemaligen Arboner Saurer-Areal in einer alten Webmaschinenhalle könnte ein komplett neues Museum entstehen. 8000 Quadratmeter Nutzfläche stehen zur Verfügung, selbst für einen An- oder Neubau wäre Platz. „Dieser Ort ist fast schon ideal für eine museale Nutzung“, sagte Dominik Diezi, Stadtpräsident von Arbon, an einer Medienkonferenz am Donnerstagmittag.
Damit erweitert die kleine Bodenseestadt ihr Werben um das Historische Museum Thurgau um einen vielleicht entscheidenden Punkt. Bislang war vor allem von einer Ansiedlung des Historischen Museums in und um das Schloss Arbon die Rede. Mit der Webmaschinenhalle ergeben sich nun ganz neue Perspektiven.
Problem an der Sache: Die Fläche gehört nicht der Stadt
Haken an der Sache: Die Fläche und das von der kantonalen Denkmalpflege als wertvoll eingestufte Gebäude gehören nicht der Stadt, sondern dem Immobilienunternehmen HRS Real Estate AG. Dort sei man allerdings zum Verkauf bereit, sagte Stadtpräsident Dominik Diezi an der Medienkonferenz. Dies sei zum einen dokumentiert durch ein Konzeptpapier zu einer möglichen musealen Nutzung, das die HRS 2016 selbst erstellt habe. „Und natürlich haben wir im Vorfeld dieser Medieninformation Gespräche mit HRS geführt. Dort ist man gesprächsbereit“, so Diezi weiter.
Viel konkreter ist der Plan aber noch nicht. Über mögliche Kosten und Vertragskonstellationen kann man bislang nur spekulieren. Sicher ist allerdings, dass die Flächen in dem 110 Jahre alten Gebäude aktuell vermietet sind. Diezi zeigte sich aber zuversichtlich, dass man dafür eine Lösung finden könne.
Auch das Schloss bleibt weiterhin möglicher Standort
Neben der Industriehalle bietet die Stadt auch weiterhin das Schloss samt möglichem Anbau als Standort für das Historische Museum an: „Wir machen, was der Kanton will. Wir wollen nur klar machen, dass wir hier in Arbon alle Möglichkeiten haben, wir können aus dem Vollen schöpfen“, sagte der Stadtpräsident.
Unterstützung im Werben um das kantonale Museum erhält die Stadt nun auch von Kantonsräten aus dem Oberthurgau. Norbert Senn (CVP), Inge Abegglen (SP), Didi Feuerle (GP), Doris Günter (EVP), Urs Martin (SVP), Brigitte Kaufmann (FDP) und Hanspeter Heeb (GLP) waren eigens für die Medienkonferenz nach Arbon gekommen, um ihre Sympathie für die Arboner Ideen zu bekunden. „Arbon ist die historischste Stadt im Kanton. Deshalb ist für mich sonnenklar, dass ein Historisches Museum hierher gehört“, erklärte beispielsweise der in Arbon geborene Urs Martin, der bei den Wahlen am 15. März für den Regierungsrat kandidiert.
Die Zeit der Bittstellerei gegenüber Frauenfeld sei endgültig vorbei
Brigitte Kaufmann (FDP) lobte, dass Arbon etwas begriffen habe, was andere Städte im Oberthurgau vielleicht noch lernen müssen: „Dass die Zeit der Bittstellerei mit der wir nach Frauenfeld oft gingen, vorbei ist.“ Der Oberthurgau könne heute selbstbewusster auftreten und sich gleichberechtigt am Ideenwettbewerb im Kanton beteiligen. Für Norbert Senn spricht auch finanzpolitische Gerechtigkeit dafür, dass Arbon nun zum Zuge kommen sollte: „Der Kanton hat zuletzt viel Geld investiert, aber wenig im Bezirk Arbon. Aus Solidaritätsgründen sollte das Geld jetzt auch mal wieder zurückfliessen Richtung Arbon“, meinte der CVP-Rat.
Der gemeinsame Auftritt sollte auch verdeutlichen, dass der Oberthurgau in der Sache mit einer Stimme sprechen will. Die Kantonsrätinnen und Kantonsräte wollen nun ihrerseits im Grossen Rat Lobbyarbeit für die Ideen aus Arbon machen.
Bis Ende März 2020 soll eine Empfehlung auf dem Tisch sein
Ob sich das am Ende auszahlt, ist derzeit kaum abzusehen. Die vom Kanton eingesetzte Arbeitsgruppe um Paul Roth (Generalsekretär im Departement für Erziehung und Kultur und bald Staatsschreiber) liess sich bislang kaum in die Karten schauen. Bei einer Podiumsdiskussion Ende Oktober in Arbon hatte Roth lediglich angedeutet, dass das Historische Museum künftig sowohl in Frauenfeld als auch in Arbon Dependancen haben könnte. Bis Ende März 2020 will die Arbeitsgruppe eine Empfehlung abgeben. Danach entscheidet die Politik, das letzte Wort werden mutmasslich die Bürger in einer Volksabstimmung haben.
Weiterlesen: In unserem Dossier zum Ringen um das Historische Museum Thurgau finden Sie alle Texte der vergangenen Jahre, die zum Thema bei uns erschienen sind.
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