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Neuer Anlauf für Kunstmuseum

Neuer Anlauf für Kunstmuseum
Modell der Kartause Ittingen Stand 2019. In den nächsten Jahren könnte hier ein Erweiterungsbau für das Kunstmuseum Thurgau entstehen. | © Michael Lünstroth

Der Kanton wagt sich ein zweites Mal an eine Erweiterung des Kunstmuseum Thurgau. Abstimmungsreife Entwürfe sollen in der zweiten Hälfte 2020 vorliegen.

Regierungsrätin Monika Knill sprach von Aufbruchstimmung, Museumsdirektor Markus Landert schwärmte es sei "super, dass es jetzt endlich wieder vorwärts geht“. Nach dem eher desaströsen Ende eines ersten Erweiterungsbauprojektes des kantonalen Kunstmuseums, wagt sich der Thurgau nun an einen zweiten Anlauf: Das Kunstmuseum in der Kartause Ittingen soll doch noch einen Erweiterungsbau erhalten. Das Ziel: Die Sammlung besser präsentieren zu können und den ganzen Museumsbetrieb den Anforderungen des 21. Jahrhunderts anzupassen. Bei einer Medienkonferenz in Frauenfeld stellte Kantonsbaumeister Erol Doguoglu am Donnerstag erste Ideen zu dem neuen Sanierungs- und Erweiterungsbauprojekt vor. 

In seinem fast 50 Seiten starken Bericht kommt Doguoglu vor allem zu folgendem Schluss: „Wenn eine Erweiterung des Kunstmuseums noch gelingen kann, dann nur mit einer Art „Epochenverband“ aus unterirdischen Erweiterungen im Bereich des Nordhofes, teilweise Umnutzung oder Ersatz der Nordzellen und einer massvollen Erweiterung im Bereich der Gärtnerei.“ Wie das genau aussehen soll, wollte die Gruppe um den Kantonsbaumeister aber noch nicht festlegen. Sie wollten vor allem Rahmenbedingungen festlegen und aufzeigen, wie man doch noch zu einer Lösung in der vertrackten Lage kommen könnte. Den Auftrag, den er vor anderthalb Jahren bekommen habe, tönte einfach, in der Realität sei die Ausgangslage aber schwierig gewesen, so der Kantonsbaumeister. Am Anfang habe er das Ganze beinahe als „Mission Impossible“ empfunden, erklärte Doguoglu.

Mögliches Baufenster für eine Erweiterung des Kunstmuseum Thurgau. Die pink eingezeichnete Fläche bezieht sich auf ober- und unterirdische Bauten.


In seinen Empfehlungen legt der Kantonsbaumeister nun nicht einen fixen Standort im Gelände fest, sondern er definiert gewissermassen ein Baufenster, in dem aus seiner Sicht ein solcher Erweiterungsbau möglich sei. Dieses befindet sich im Bereich des Nordhofes der Kartause und der Gärtnerei. Doguoglu schlägt eine Mischung aus ober- und unterirdischen Bauten vor. 

Bevor der Bau allerdings starten kann, sind noch andere Dinge vor allem zwischen Kanton und der Stiftung der Kartause Ittingen zu klären. Hierbei geht es vor allem um baurechtliche und vertragliche Fragen zur künftigen Nutzung. Unter anderem will der Kanton bei dem neuen Bauprojekt (anders als bei dem früheren) als Bauherr auftreten. Geplant sei zudem der Abschluss einer Leistungsvereinbarung zwischen Kanton und Stiftung, um wesentliche Aspekte der Zusammenarbeit zu regeln. Diese funktioniere zwar auch bislang gut, so der Kantonsbaumeister, „aber es wurde nie so richtig zu Papier gebracht.“ 

Wettbewerb: 10 bis 12 Architekturbüros sollen sich beteiligen

Anders als im gescheiterten Vorgänger-Projekt soll es nun auch ein Wettbewerbsverfahren geben. 10 bis 12 Architekturbüros sollen an dem Studienauftrag, so lautet der formale Titel des angedachten Wettbewerbs, beteiligt werden und eigene Entwürfe entwickeln. Vorteil dieser Form: Im Gegensatz zu sonstigen Wettbewerbsverfahren werden die Entwürfe im Studienauftrag nicht anonym eingereicht. Die Architekten und Lenkungsgruppe sollen die Vorschläge im Dialog weiterentwickeln. „Wir sind überzeugt, dass das der beste Weg ist, um die beste Lösung für das Kunstmuseum zu finden“, sagte Erol Doguoglu. Zu den möglichen Kosten des Projektes lässt sich ohne konkrete Entwürfe zum derzeitigen Zeitpunkt schwer etwas sagen. Regierungsrätin Monika Knill sagte an der Medienkonferenz allerdings, sie gehe von einem zweistelligen Millionenbetrag aus.

Die Politik hat für den nun vorgeschlagenen Weg bereits grünes Licht gegeben: In einem Regierungsratsbeschluss wurde eine Planungskommission unter Leitung von Erol Doguoglu eingesetzt. Inhaltlich ist das Ziel klar: Am Ende soll ein architektonisch, denkmalpflegerisch und betrieblich überzeugender Entwurf stehen. Zeitlich bleibt man noch etwa vage: In der zweiten Hälfte 2020 solle dieser vorliegen.

Denkmalpfleger haben hohe Hürden gelegt für den Bau

Die Hürden für diesen Bau sind hoch. In ihrem Gutachten zum Vorgängerprojekt setzt die Eidgenössische Kommission für Denkmalpflege enge Grenzen für eine Bebauung innerhalb der Klostermauern. Angesichts des besonderen Schutzes der Anlage sei lediglich „ein bescheidenes Weiterbauen möglich“, hiess es damals. So könnten bestehende Nebenbauten „bei nachgewiesenem Bedarf und sorgfältiger Prüfung mehr im Sinne einer Ergänzung allenfalls ersetzt und massvoll erweitert werden können“, so die Gutachter. Und: „Aus Sicht der Kommission ist das Potential für die Verbesserung der Museumsverhältnisse in erster Linie in der besseren Ausnutzung der bestehenden Museumsräumlichkeiten zu nutzen.“ 

Erol Doguoglu weiss um diese Bedenken, deshalb weist er in seinem Bericht auch darauf hin, dass man den „Druck auf die bestehende Bausubstanz möglichst gering“ halten wolle. An der Medienkonferenz zeigte er sich zuversichtlich, dass der Bau dennoch gelingen könne: Mit dem Bundesamt für Kultur (BAK) sei man „auf einem guten Weg“.

Link: Der Bericht von Kantonsbaumeister Erol Doguoglu ist öffentlich und kann hier nachgelesen werden.

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