von Michael Lünstroth・Redaktionsleiter, 11.11.2019
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Der Kanton Thurgau sitzt seit dem Börsengang der Thurgauer Kantonalbank vor 5 Jahren auf 127 Millionen Franken und weiss nicht so recht, was damit tun. Wir hätten da ein paar Ideen.
Stellen Sie sich kurz vor, Sie gewönnen in der Lotterie einen stattlichen Beitrag. Sagen wir, so 5 Millionen Franken. Was würden Sie damit tun? Das Geld in einen Tresor sperren, das Ganze mit einem Zeitschloss versehen, welches sich erst in sieben Jahren und keines Falles früher wieder öffnet? Damit Sie ausreichend Zeit haben, um über geeignete Investitionen nachzudenken. Nein? Sie können sich nicht ausmalen, dass es jemanden gibt, der das tun würde?
Nun. Der Kanton Thurgau hat genau das getan. Seit dem Börsengang der Thurgauer Kantonalbank vor fünf Jahren sitzt der Kanton auf rund 127 Millionen Franken und weiss nicht so recht, was damit tun. 2014 wurde schnell ein 5-jähriges Ausgabemoratorium verhängt, das später um weitere zwei Jahre bis zum 31. Dezember 2021 verlängert wurde.
Eigentlich verrückt, dass die Politik die Verantwortung wegsperrt
Es ist eine Geschichte, die leider auch ein bisschen beispielhaft ist für die Politik im Thurgau: Statt kraftvoll an die Gestaltung und Planung zu gehen, sperrt man das Geld erst mal weg. Augen zu und raus aus dem Kopf. So als wäre es nie da gewesen. Eigentlich verrückt in Zeiten, in denen die öffentliche Hand oft klagt, es fehle ihr an finanziellen Mitteln zu politischer Gestaltung.
Erst jetzt will sich die Thurgauer Politik allmählich wieder damit beschäftigen, was denn mit den ganzen Millionen anzufangen ist. In der Beantwortung eines Antrags von Urs Martin (SVP), Daniel Eugster (FDP) und Reto Lagler (CVP) hat der Regierungsrat im September grobe Ideen entwickelt: Ein Institut für Ausbildung, Wissenschaft und Forschung, eine Digitalisierungsstrategie, einen Berufsbildungscampus Ostschweiz, ein neues Historisches Museum, Instandsetzung Kloster Fischingen, der Bau eines Thurgauer Kultur- und Erlebniszentrum bzw. einer Thurgauer Markthalle, sowie die Einrichtung eines Innovationsfonds und eines Kleinprojektefonds.
Was wir mit 127 Millionen Franken machen würden
Wir hätten da noch ein paar andere Ideen: Die Bodenseearena in Kreuzlingen so aufrüsten, dass internationale Top-Stars den Thurgau bei ihren Tourneen nicht mehr meiden müssen. Ein Museum entwickeln, dass es so noch nirgendwo gibt. Eines das interdisziplinär drängende Fragen unserer Zeit bearbeitet und nicht in einer Sparte verharrt. Wenn man so will eine Mischung aus Stapferhaus Lenzburg, Technorama Winterthur und dem Kunsthaus Bregenz. Oder: Den Kunstraum Kreuzlingen im Dialog mit Künstlerinnen und Künstlern zu der wichtigsten Plattform für zeitgenössische Kunst in der Ostschweiz ausbauen.
Alternativ könnte man mit den 127 Millionen freilich auch Bestehendes stärken: Die Finanzierung der anstehenden Sanierungen und möglichen Erweiterungen von Kunstmuseum und Historischem Museum dürfte mit diesem Geld im Rücken deutlich entspannter über die Bühne gehen. Es wäre jedenfalls die Chance, beiden Häusern eine angemessene Heimat zu schaffen.
Schreiben Sie uns: Was würden Sie mit 127 Millionen Franken machen?
Wie komplex die Verteilung solcher Extra-Gelder sein kann, zeigt auch ein Blick in die Vergangenheit: 2002 scheiterte das „Gesetz über die Aktiengesellschaft Thurgauer Kantonalbank“ in einer Volksabstimmung. Eine damals im Vorfeld behandelte Motion zur „Verwendung des Erlöses aus dem Verkauf von TKB-Aktien“ wurde dadurch obsolet. Vielleicht auch deshalb zeigt der Regierungsrat in seiner Beantwortung des neuen Antrags keine Eile: Zunächst solle eine Gesamtschau möglicher Ideen erstellt werden. Ein solches Gesamtkonzept will der Regierungsrat „dem Grossen Rat im Rahmen des Budgets 2021 oder 2022“ zur Abstimmung vorlegen. Und auch danach würde es noch Jahre dauern, bis Projekte realisiert werden können.
Was am Ende mit dem Geld geschieht, ist also noch vollkommen offen. Deshalb sind jetzt Sie an der Reihe: Was würden Sie mit 127 Millionen Franken für den Kanton tun? Kommentieren Sie diesen Beitrag hier unten oder schreiben Sie mir eine Mail: michael.luenstroth@thurgaukultur.ch Die besten Ideen werden wir hier gesammelt veröffentlichen.
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