von Claudia Koch, 10.02.2020
Kopfsache
Erstmals realisieren die sechs kantonalen Thurgauer Museen eine gemeinsame Ausstellung. «Thurgauer Köpfe» lautet das Thema, das sich in den verschiedenen Museen auf unterschiedliche Weise präsentieren will.
«Ein ambitioniertes Projekt, auf dessen Bilanz wir alle sehr gespannt sind.» Dies sagt Hannes Geisser, Direktor des Naturmuseums und einziger hörbarer Thurgauer im Kreis der übrigen Direktorinnen und Direktoren zu der bevorstehenden Ausstellung. Entstanden sei die Idee der «Thurgauer Köpfe» am 17. August 2018, erinnert sich Geisser. Das Thema sei damit gesetzt gewesen, die Umsetzung habe jedoch Zeit gebraucht und sei eine Herausforderung gewesen. Denn jedes Museum hat unterschiedliche Wertvorstellungen, ist verschieden definiert.
«Ein Naturwissenschaftler hat andere Ansprüche als ein Kunsthistoriker», sagt Geisser. Gabriele Keck, Direktorin des Historischen Museum, bekräftigt diese Aussage. «Das Thema soll für Kulturinteressierte, Naturfreundinnen und Archäologiebegeisterte gleich ansprechend sein», so Keck. Somit ist ein bunter Reigen für viereinhalb Ausstellungs-Monate zusammengestellt worden, der durch eine gemeinsame Kommunikation, Ausstellungspublikation und einen gemeinsamen Auftritt unterstrichen werden soll.
Die grosse Frage: Was macht eigentlich einen Thurgauer aus?
Urs Leuzinger, Leiter des Museums für Archäologie, ist für die Ausstellungspublikation zuständig, die es in einer Auflage zu 1000 Stück für 20 Franken zu kaufen geben wird. «Ich durfte von allen rechtzeitig einen Text einfordern», witzelt er. Zuvor mussten die sechs Museen eine Auswahl ihres Kopfes oder ihrer Köpfe treffen.
Dies war keine leichte Aufgabe, denn laut Keck sollten es nicht die klassischen, bekannten Thurgauer Köpfe sein. «Wir wollten einen umgekehrten Ansatz verfolgen und schauen, was es braucht, um ein Thurgauer Kopf zu werden», sagt Keck. Entsprechend widmet sich das Historische Museum Thurgau mit dem Titel «Tot oder lebendig» jenen Köpfen, die die Gesellschaft bestimmt. Bei Markus Landert im Kunstmuseum Thurgau stehen unter dem Motto « Frauen erobern die Kunst» Thurgauer Künstlerinnen von 1880 bis 1980 im Fokus.
Eine Kaiserin, ein Bankierssohn und Thurgauer Künstlerinnen
Im Ittinger Museum wird unter «Ein Bankierssohn pflügt um» das Leben von Victor Fehr beleuchtet, der 1867 die Kartause Ittingen erworben hatte und einen modernen Landwirtschaftsbetrieb aufbaute. Das Museum für Archäologie begibt sich auf die Spuren von Karl Keller-Tarnuzzer, der mit seinen Grabungen zwischen 1928 und 1963 Fundstellen wie Hüttwilen-Stutheien, Eschenz-Insel Werd oder Pfyn-Breitenloo prägte.
Das Naturmuseum Thurgau zeigt unter dem Motto «Einzigartig vielfältig» wörtlich Köpfe, vom klugen menschlichen Kopf bis hin zum kopflosen Sammlungsbeleg. Im Napoleonmuseum Thurgau schliesslich gibt es mit Kaiserin Eugénie, die 1906 das Schlossgut Arenenberg dem Thurgau stiftete, zum Thema «Eine Kaiserin bringt Kohle» ein königliches Stelldichein.
Mit einem Shuttle-Bus zu allen Ausstellungen an einem Tag
Dominik Gügel, Direktor des Napoleonmuseums, wies auf die Wichtigkeit des Begleitprogrammes hin. Ein zentraler Punkt dabei sei ein spezielles Angebot für Schulen, das unterschiedliche Herangehensweisen ans Thema ermögliche.
Weiter findet am 25. April ein Tag der offenen Tür statt, an dem von 11 bis 18 Uhr mit einem Shuttle-Bus von Frauenfeld nach Ittingen und auf den Arenenberg gratis alle sechs Museen besucht werden können.
Die Ausstellungsmacher hoffen, dass es ihnen gelingen wird, mit dem gemeinsamen Thema ein breites Publikum anzusprechen. Was genau nun einen Thurgauer Kopf ausmacht, dazu können sich Besucherinnen und Besucher anhand der Vielfalt selber einen Reim machen.
Termine: Die Ausstellung «Thurgauer Köpfe» dauert vom 25. April bis 18. Oktober 2020. Weitere Informationen wie Ausstellungsorte, Öffnungszeiten und Eintrittspreise sind unter www.museenthurgau.ch zu finden.
Die Entstehung der Ausstellung
Der Zusammenarbeit liegt laut der Leiterin des Thurgauer Kulturamtes Martha Monstein eine Richtlinie des Regierungsrates zu einer gesamtkantonalen Museumsstrategie zu Grunde, bei der inhaltliche sowie organisatorische Synergien genutzt werden sollen. Zwar hätten die Museen schon vorher Projekte gemeinsam angepackt. Aber eine Zusammenarbeit aller kantonalen Museen zu einem gemeinsamen Thema sei ein Novum, so Monstein weiter. Ziel sei es, die fachliche Kompetenz, die Professionalität sowie die attraktiven Sammlungen künftig mehr zu nutzen, um die Position der Museen im Thurgau zu stärken. Dies sei angesichts der Herausforderungen wie der wachsenden Erwartung des Publikums wie auch dem Kampf um Aufmerksamkeit auf dem Freizeitmarkt unumgänglich, begründet Monstein. Die Eigenheit jedes Museums solle trotz der Ausstellung vom 25. April bis zum 18. Oktober 2020 bestehen bleiben.
Von Claudia Koch
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