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von Julia Christiane Hanauer, 09.07.2019

Vor der Leere kommt die grosse Liga

Vor der Leere kommt die grosse Liga
Die Kreuzlinger Band OGMH (von links: Alex Nauva, Sascha Schwegler, Ruben Gasser und Beat Schenk) bringt Mitte September ihr neues Album „Void“ raus. | © Cyrill Appert

OGMH: vier Buchstaben, ein Bandname. Im September kommt ein neues Album der Kreuzlinger Band. Wir haben vorab mit ihnen gesprochen über Songwriting, Social Media, Crowdfunding und Streamingdienste.

Wer sich mit Albumcovers musikalischer Legenden auskennt und dazu noch Liebhaber von Alternative-Rock der 90er Jahre ist, der wird „Big League“ höchstwahrscheinlich lieben. Denn hier kommt er auf seine Kosten: Im Video zu ihrer ersten Singleauskopplung des Mitte September erscheinenden Albums „Void“ stellt die Band OGMH Albumcovers von keinen geringeren musikalischen Legenden wie beispielsweise Prince und David Bowie nach. Sie wollten ein visuell künstlerisch aufbereitetes Werk zeigen – dass es nun das Bewegtbild für „Big League“ wurde, verdankt sich eher dem Zufall, denn das Video wurde nicht passend zum Song gemacht, sondern die Idee passe zu allen Songs von „Void“, erläutern Sänger Alex und Bassist Ruben.

Mit Mitte 20 sind Alex Nauva, Ruben Gasser, Beat Schenk und Sascha Schwegler nicht nur Kids der 90er, sondern haben sich auch musikalisch diesem Jahrzehnt verschrieben. „Der 90er Sound ist einfach ein geiler Sound“, bringt es Alex auf den Punkt. Es habe ihrerseits aber nie eine bewusste Entscheidung für diese Richtung gegeben. In der neuen Synth-Rock-Nummer gehe um „den Kampf eines Normalos, der nach künstlerischer Selbstverwirklichung strebt, aber nur von oben herab belächelt wird“. Das künstlerische Business sei schwer, sagen Ruben und Alex. Ein Grossteil werde von oben herab gesteuert, beispielsweise in der Musik von den Major Labels. Und so heisst es in „Big League“ beispielsweise „We want money not the genius inside you“ oder „You can't play in the big league“.

Video: Der erste Song des neuen Albums

Der Kampf der Generation Y

„Void“ haben sie ihr neues Album mit zehn Songs getauft. Wie kommt man auf die Idee, sein Album „Leere“ zu nennen? Ist der Name Programm? Sind die Lieder leer – inhaltlich, musikalisch? „Es tönt einfach gut“, sagt Alex, lacht und erklärt dann den alles andere als leeren Inhalt: Ein roter Faden, der sich durch das Album ziehe, sei der Kampf der Generation Y. Es gehe um existenzielle Ängste und Wut sowie Situationen, in denen man sich als Mensch selbst befinde, um den Klimawandel, die Arbeit und vieles mehr, erläutert der Sänger, der auch die Texte schreibt. Ein Akt, der für ihn etwas meditatives hat, bei dem er sich abschotten kann von allem und sich auch mit sich selbst auseinandersetzen kann. „Musik bedeutet für mich Selbstverwirklichung“, sagt er. Der 26-Jährige schreibt für seine Stimme. „Ich bringe das Grundgerüst und mit der Band zusammen entstehen dann die Songs“, beschreibt er den Entstehungsprozess.

„Musik bedeutet für mich Selbstverwirklichung.“

Alex Nauva, Sänger der Band OGMH  

Seit 2012 gibt es OGMH. Eine Bedeutung haben diese vier Buchstaben nicht. Eigentlich. Denn die Buchstaben sollen „den Stil ihrer Musik verkörpern, den sie als den Zusammenstoss von Garage Rock und Synth Pop definieren“, ist in einer Medienmitteilung zu lesen. Die vier kennen sich allerdings schon wesentlich länger, gingen sie doch bereits gemeinsam zur Schule. Streit habe es noch nie zwischen ihnen gegeben, sagen Ruben und Alex. „Meinungsverschiedenheiten ja, aber nie etwas Persönliches.“ 2017 waren sie im Finale des Wettbewerbs BandXOst. Das erstes Album „OGMH“ brachten sie vor drei Jahren raus. Nun folgt im September mit „Void“ das zweite, das sie in insgesamt rund zwei Wochen bei Philippe Laffer in dessen Alterna Recording Studios in Basel aufgenommen haben. Während Songs in Mundart in der Schweiz derzeit boomen, haben sie OGMH dem Englischen verschrieben. „Ich will nicht auf Schweizerdeutsch singen“, sagt Alex entschieden. Auf Englisch sei es einfacher, sich auszudrücken und man erreiche eine breitere Zuhörerschaft.

Voller Einsatz: Schlagzeuger Sascha Schwegler bei einem Konzert. Bild: OGMH


Apropos Zuhörer: Der eine Teil derer, die sich „Big League“ anhört, kommt hauptsächlich aus der Schweiz und Deutschland, der andere aus den USA und Mexiko – geschuldet den Streamingdiensten, die die Songs im wahrsten Sinne des Wortes in die Welt bringen. Das neue Album wird es zwar auch als CD und auf Vinyl geben, aber Streaming spielt auch bei der Kreuzlinger Band eine bedeutende Rolle. „Streaming ist wichtig, weil es die Zeit der Digitalisierung gibt“, so Ruben und Alex. Streaming sei nachhaltiger, weil der Künstler dabei nach dem Hörverhalten der Hörer bezahlt werde. Bei einer CD dagegen zahle der Fan einmal einen festen Betrag und könne den Inhalt dann x-Mal anhören. Über die Auswertung der Dienste sehen die Musiker auch die Reichweite und wissen daher, dass der Song derzeit auch in Mexiko sehr beliebt ist. Es gebe Kampagnen der Anbieter, beispielsweise Playlisten, in denen sich die Lieder wiederfinden. Es seien daher nicht unbedingt Fans, sondern Menschen, die „Big League“ gerne hörten. „Es ist faszinierend, wie sich das global ausweitet“, meint Bassist Ruben.

Mexikaner mögen den Song aus der Schweiz

Auch bei Social Media lassen sich die Reichweiten auswerten: Obwohl OGMH selten und wenn, dann nur im grenznahen Ausland auftreten, stammen 41 Prozent ihrer Follower bei Instagram aus den USA, 19 Prozent aus der Schweiz, liest Alex, der die sozialen Kanäle der Band betreut, tagesaktuell auf seinem Handy ab. Facebook und Co. seien wichtig, sagt er, „aber wir wollen nicht ständig Werbung machen.“ Vielmehr ermöglichen sie hier ihren Followern einen Blick hinter die Kulissen. „Meistens passiert etwas und dann posten wir das“, so der Sänger. Mit den Stories wollen sie genau das zeigen – mit humoristischem Charakter. „Wir möchten eine Beziehung zu unseren Followern aufbauen und sie teilhaben lassen.“

Mit ihrem Sound der 90er Jahre begeistern die vier Ostschweizer von OGMH ihr Publikum. Bild: OGMH


Interaktion spiele dabei eine wichtige Rolle und so gibt es immer wieder Abstimmungen, Fragen, etc.. Und auch die Lösung für das Albumcover-Raten von „Big League“ gibt’s natürlich – bei Facebook. Interaktion spielte auch bei der Geldgewinnung für „Void“ eine tragende Rolle. Denn für die Finanzierung des Albums bedientet sich die Band dem Crowdfunding. Im vergangen Jahr starteten sie eine Kampagne und sammelten damit 12.000 Franken.

Im echten Leben sind die vier von OGMH regelmässig auf den Bühnen zu finden. Sieben Auftritte hatten sie seit Dezember, langsam neigt sich ihre Tour durch die Schweiz, mit einem Abstecher nach Konstanz, dem Ende zu. Wer sie live sehen möchte, hat am 8. August in Schaffhausen bei der Street Music Night die Möglichkeit. Und dann ist es schon so weit: Mit einer Release-Party feiert OGMH im Horst Klub in Kreuzlingen am 21. September die Veröffentlichung von „Void“. Dieser Tag ist zugleich der Startschuss für eine neue Tour – wann und wo die vier Ostschweizer dann zu sehen sein werden, ist derzeit noch in Planung.

Video: Der Song «Blood» aus dem Jahr 2017

 

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